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Stille Nacht, heilige Nacht: Aktuell wie vor 200 Jahren

von Dez 18, 2018Impulsgeschichten

Stille Nacht – Vor 200 Jahren ging ein Lied um die Welt, das seitdem zu Heiligabend die Sehnsucht der Menschen nach friedvollem Zusammenhalt stärkt…

Stille Nacht, Heilige Nacht. Ein Lied, das um die Welt gegangen ist. Das Inbegriff des weihnachtlichen Brauchtums nicht nur im deutschen Sprachraum geworden ist. Ein Lied, das heute in fast keiner Christmette mehr fehlt. Das ein Stück weit die Stimmung der Weihnacht und des Friedens transportiert. Dieses Lied feiert seinen 200. Geburtstag. Es war am 24. Dezember des Jahres 1818. Josef Mohr war 23 Jahre jung und Hilfspriester in der neu errichteten Pfarrkirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg in Österreich. Am Vormittag des Heiligen Abends überreichte er Franz Gruber, der den Organisten vertrat, ein Gedicht, das er vor zwei Jahren geschrieben hatte. Mohr bat Gruber spontan eine passende Melodie für zwei Solostimmen, Chor und Gitarre zu schreiben. Sogleich machte sich Gruber ans Werk und übergab Mohr wenige Stunden später seine Komposition. Dem gefiel sie.

So sangen es die beiden gleich am Ende der Christmette „Stille Nacht“ vor 200 Jahren zum ersten Mal. Als der Orgelbauer Carl Mauracher aus dem Zillertal den Auftrag erhält, die Orgel in St. Nikola zu reparieren lernt auch er das Lied kennen und bringt es mit in seine Tiroler Heimat. Der Rest ist Geschichte… „Stille Nacht“ ist heute eines der beliebtesten Weihnachtslieder der Welt. Ein Friedenslied, das in den Krisenjahren nach den Napoleonischen Kriegen die Sehnsucht der Menschen ausdrückte. Das sanften Trost verspricht und Hoffnung schenkt. Und das dabei – auch heute noch – die Generationen und Konfessionen verbindet.

Ein Friedenslied

Ursprünglich hatte das Lied sechs Strophen. Heute werden meist noch die 1., 2. und 6. in variabler Reihenfolge gedruckt und gesungen. Der im Zentrum der Urfassung stehende Wunsch nach Frieden unter allen Völkern der Welt ist uns durch die Verkürzung nicht mehr so geläufig. Wie schön, dass da der 200. Geburtstag Anlass zur Besinnung auf die Ursprünge gibt. In der Urform reiht es sich in die Kette großer Friedenslieder der Welt ein wie „Dona Nobis Pacem“, „Oh freedom!“, Nicoles „Ein bißchen Frieden“, John Lennons “Imagine” und Michael Jacksons „Heal the World“. Der Mensch sehnt sich zu allen Zeiten zutiefst nach allumfassenden Frieden – nicht nur in Woodstock.

Hören Sie in diesem Jahr „Stille Nacht“ bewusst einmal für sich selbst: Gönnen Sie sich Stille, Ruhe und Zeit für sich. Und genießen Sie das Geschenk, das Ihnen Ihr innerer Frieden zwischen den Jahren bringt. 

Urfassung “Stille Nacht” mit allen 6 Strophen

Text: Joseph Mohr, 1816
Melodie (Komposition): Franz Xaver Gruber, 1818

1. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft; einsam wacht nur das traute heilige Paar.
Holder Knab im lockigten Haar schlafe in himmlischer Ruh, schlafe in himmlischer Ruh!

2. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn! O wie lacht Lieb´ aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund` Jesus in deiner Geburt, Jesus in deiner Geburt!

3. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht. Aus des Himmels goldenen Höh’n
Uns der Gnaden Fülle lässt seh’n Jesus in Menschengestalt, Jesus in Menschengestalt.

4. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut‘ alle Macht Väterlicher Liebe ergoss
und als Bruder huldvoll umschloss Jesus die Völker der Welt, Jesus die Völker der Welt.

5. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht, Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß, aller Welt Schonung verhieß.

6. Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht Durch der Engel Alleluja,
Tönt es laut bei Ferne und Nah: Jesus der Retter ist da, Jesus der Retter ist da!

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann. Dann war die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, nicht gegeben.

Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat. Die Zeit zum Nachspürenlassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist, Zuhören, Raum halten. Wenn der Bittende in seinen Konflikt nicht so reflektiert ist, sich selbst Einfühlung zu geben, braucht er die Empathie des Zuhörers.  Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin. Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen haben.

 

8. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Marshall B. Rosenberg erkannte: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“ 

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen. Das ist das, was in Menschen lebendig ist. Ein Ansatz Nein zu sagen und gleichzeitig in der Verbundenheit zu bleiben, ist daher, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, eine andere Strategie im Hier und Jetzt mit dem Anfrager zu entwickeln. Solange gemeinsam einen Weg zu erkunden, wie die dahinterliegende Bedürfnis beider Seiten erfüllt werden können. Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Hier sind mitunter mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Auf Ebene der mit der Bitte vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment. Das muss aber nicht heißen, dass es keine andere gemeinsam getragene Lösung gibt. So gesehen bleibt es beim autonomen Nein zur anfänglichen Bitte, die nicht für beide Seiten stimmig ist. Aber der Dialog endet immer mit einem Ja zur Verbindung  durch achtsame Anerkennung der Bedürfnisse aller Seiten. Im dialogischen Austausch selbst liegt dann eine neue tiefe Beziehungerfahrung. Statt im Widerstand und In Negativität zum Nein bzw. zur Bitte zu sein, wird kein Leid erschaffen, sondern es entsteht eine höhere warme Herzensenergie, indem beide miteinander mit ihrer Lebendigkeit in Kontakt kommen.

 

9. Umgang mit Blockaden

Gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen. Selbst wenn ich diese Verbundenheit will, sich gegenseitig in seinen Bedürfnissen zu sehen und Lösungen zu finden, ist das nicht immer sofort möglich:

  • Ich bin selbst nicht in meiner Kraft und in der Lage mich auf den Klärungsprozess einzulassen. 

  • Man hat sich in ein Ja-Aber-Gefecht mit Urteilen, Drohung, Schuldvorwürfe und Urteile so- verfahren, dass im Moment nicht auf die Ebene der Bedürfnisse vorzudringen ist. Obwohl im Grunde jeder nur darum kämpft, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden.
  • Die Beteiligten brauchen Zeit zum Nachspüren, bevor die gemeinsame Lösung sich entwickeln kann.

Bei solchen Blockaden hilft erst einmal der Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern und Dankbarkeit für die Ehrlichkeit. Für den Moment tritt jeder für sich ein und man lässt die Differenz stehen ohne sie persönlich zu nehmen. Ein Wiederanschließen ist dann leichter zu einem späteren Zeitpunkt aus Distanz zu den kraftraubenden Emotionen möglich. 

Die Aufrichtigkeit des Neins braucht Empathie für beide Seiten. Das gibt die Sicherheit, einander zu hören und anzuerkennen. Dahinter steck eine enorme Kraft der Verbundenheit: Die Bedürfnisse werden ins Leben geholt und schaffen lebendige Beziehungen. In dieser Haltung fließt jedes Einstehen für sich selbst letztlich sogar in eine Vertiefung der authentischen Verbindung zwischen Menschen.

So steht am Ende der Bitte das Danke.

    [1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.

    [2] Axiom der GFK: Bedürfnisse sind universal gültig, insbesondere unabhängig von Person, Zeit und Ort, sonst sind es Strategien.


     

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