Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Leben. Junfermann Verlag GmbH, Paderborn.
Das Buch ist das Grundlagenwerk für Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg (1934-2015). Gerade für Menschen unserer Zeit, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, dessen Kommunikation voll von Bewertungen ist und noch eher wenig Adjektive verwendet, um eigene Gefühle auszudrücken, öffnet es Perspektiven der Weiterentwicklung. Hin zu einer Sprache, die Menschen verbindet und tiefe Beziehung zwischen ihnen herstellt. Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als gewalttätig. Dennoch führen unsere Worte zu seelischen Verletzung und Leid – bei uns selbst oder anderen. Die Gewaltfreie Kommunikation ist die verlorene Sprache der Menschheit, die rücksichtslos und gewaltvoll miteinander umgeht, statt empathisch zuzuhören, in Dialog zu gehen und auf die Bedürfnisse einzugehen. Mit Geschichten und Erlebnissen veranschaulicht Rosenberg alltägliche Kommunikation.
Die Gewaltfreie Kommunikation gibt uns mit ihren vier Schritten – von der Wahrnehmung, über das ausgelöste Gefühl und dahinter wirksame Bedürfnis hin zur Bitte – eine Struktur an die Hand. Diese hilft uns bei unserem sprachlichen Ausdruck und unserer Art zuzuhören. Wir werden angeregt, uns auf Ebene der Bedürfnisse ehrlich und klar auszudrücken und zugleich anderen Menschen aufmerksamen Respekt zu schenken. Gewaltfreie Kommunikation mit uns selbst, mit einem anderen Menschen oder in der Gruppe, öffnet Türen. In allen Generationen und Situationen, privat, im Beruf und in der Politik. Denn sie zielt darauf ab, Empathie und Verbindung aufzunehmen. Und so geht es Rosenberg auch in der Konfliktmoderation in erster Linie um nicht weniger als darum, die Beziehung zwischen den Parteien zu verbessern. Ist eine Verbindung wieder hergestellt, lassen sich die Probleme lösen.
Gewaltfrei bedanken und Dankbarkeit feiern
Rosenberg formulierte die Frage: Was könnte dir jemand als Anerkennung sagen, das dich vor Freude in die Luft springen lässt? Konventionelle Komplimente und Lob sind oft Urteile – wenn auch positive – und beeinflussen andere, gewogen zu sein, Bestimmtes zu tun etc. So kommen sie unbewusst auch als Manipulation an. Nach der Gewaltfreien Kommunikation unterstützt das Ausdrücken von Anerkennung immer nur dann die Verbindung zueinander, wenn sie dem Feiern dient. Wir benennen, was uns gut getan hat, welches Bedürfnis damit befriedigt wurde und unsere Freude darüber. Diese Anerkennung lässt sich mit offenem Herzen annehmen und feiern. Nach solcher Anerkennung verlangt es Menschen dringend. Die Dankbarkeit zu feiern löst – beim Geber und Nehmer – sein auf Selbstschutz bedachtes Egos auf, den Wunsch zu besitzen und zu kontrollieren. Es öffnet Herzen und lässt uns großzügig werden.
Doch wie oft ist es uns peinlich, Menschen tiefen emotionalen Dank laut auszusprechen und wir schieben es weg: „Der andere wird schon wissen, was er uns bedeutet.“ Doch selbst wenn es sich peinlich anfühlt: Menschen wollen diese Wertschätzung gerne in Worten hören. Auch wenn Worte noch so mager sind, um die Tiefe des Herzens auszudrücken. Oder wie Rosenberg sagt: Wenn etwas sich lohnt zu tun, dann lohnt es sich auch dann, wenn wir es nicht so gut können. Wenn es wert ist, getan zu werden, dann ist es auch wert, unperfekt getan zu werden.
Dieses Lebenswerk von Marshall Rosenberg hat die Kraft, Leben in der Tiefe zu verändern…
In diesem Sinne dürfen wir mit unserem heutigen Buchtipp unsere Dankbarkeit für das Buch feiern. Es lässt uns spüren, wie groß unsere Sehnsucht nach Verbindung zueinander ist und wieviel Mangel wir hier in unserem Umgang in der Welt verspüren. Worte verstärken das Bewusstsein dafür. Über den Mangel zu trauern, ist aber ein wichtiger Schritt, um Altes hinter sich zu lassen und neue Wege in die Zukunft zu gehen.
Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann, Paderborn, 10. Auflage 2012.