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Lerneinheit Klinikmarketing – Von innen nach außen wirken

von Okt 28, 2011Blogs

Was heißt Klinikmarketing von innen nach außen? Wie lässt sich die Qualität in Medizin, Prozessen und Strukturen erlebbar machen? Wie wird die Patientenerfahrung zum Markenerlebnis der Klinik? 

 

Patienten erfahren auf Station ein Markenerlebnis der Klinik

Der Slogan „Innen gestalten, um nach außen zu wirken“ meint, Strukturen, Prozesse, Ergebnisse und Erlebnisse der Behandlung zu gestalten und darüber zu sprechen. V. a. im Sinne der Wirkung auf Patienten, Einweiser und Mitarbeiter. So stellen Stationen die Einheiten mit dem längsten direkten Kontakt zum Patienten dar. Gut organisierte Abläufe auf Station sind daher ein Weg zur Markenbildung und so zur Bindung von Patienten an die Klinik.

Auch die Patientenbeschwerde ist noch eine Chance

Es ist hart, als Chef oder als Mitarbeiter einer Station die Beschwerden von Patienten zu lesen, die im Laufe der Wochen und Monate eingehen. Dabei nimmt doch der Einzelne täglich viel Mühe auf sich, um seine Arbeit gut zu machen. Bei all dem Schmerz und trotz aller Kritik, die in einer solchen Beschwerde aufgegriffen wird, ist sie an sich doch eine Chance. Da der Patient noch den Kontakt sucht! Er bringt nur seinen Unmut zum Ausdruck und gibt der Station so die Option, seine Kritik aufzugreifen und zur Veränderung zu nutzen. Nur wenn der Patient mit seinen Anliegen kein Gehör findet, wird er seiner Botschaft anders Luft machen. In seinem privaten Umfeld oder gar öffentlich, was im Zeitalter von Internet und seinen Foren ja sofort erledigt ist. Schlechte Mund Propaganda ist aber so ziemlich das Übelste, was dem Ruf der Klinik passieren kann.

Zur Weiterempfehlung durch gut erlebte Qualität

Allen ist lieber, dass Patienten begeistert über die Behandlung und über den persönlichen Umgang die Klinik verlassen. Dass sie positiv über das Haus reden und damit Werbung machen. Kann dies gelingen?

Wichtig für die Zufriedenheit von Patienten bzw. Kunden, ist das Wahrnehmen und Erleben von Qualität. Es entsteht in einem Abgleich zwischen dem vom Kunden erwarteten und dem vor Ort erlebten. Was genau macht Qualität in der Behandlung aus?

In Deutschland erfolgt die Behandlung von Patienten in der Klinik auf medizinisch, hygienisch und technisch hohem Niveau. Das ist eine objektiv hohe Basisqualität. Dennoch sind die Patienten nicht zufrieden. Eine hohe Basisqualität wird von einer Klinik in Deutschland erwartet. Auch auf Ebene von Strukturen und Prozessen. Etwa, dass man ein Bett auf Station hat oder keine langen Wartezeiten in der Aufnahme. Die Basisqualität wird von den Patienten vorausgesetzt, wenn sie ins Krankenhaus kommen. Hinzu kommt die Erwartung, die das Haus über seine Öffentlichkeitsarbeit selbst als Standard nach außen trägt. Werden Basis- und Erwartungsqualität nicht erfüllt, empfinden Patienten eine schlechte Qualität in der Klinik. Umgekehrt können Kliniken, die diese Anforderung an Basis- bzw. Erwartungsqualität erfüllen, sich damit nicht von anderen abheben und so auch nicht mit hoher Qualität punkten. 

Beschwerden, denen wir immer wieder begegnen, drehen sich oft um die Organisation der Abläufe (Wartezeiten, unkoordinierte Prozesse) sowie um die Kommunikation der Mitarbeiter (Zeitmangel, fehlende Empathie sowie mangelnde Fähigkeit zu deeskalieren). Offenbar also haben Patienten hier andere Erwartungen, als das was sie vorfinden. Das Fazit ist also, dass Patienten hierzulande mit hohen Erwartungen in die Klinik kommen  und positiv überrascht werden wollen, um hoch zufrieden zu sein und folglich gute Qualität zu empfinden. Können Aktivitäten des Marketing etc. erreichen, dass Patienten eine solch gute Qualität vor Ort erleben? Wie kann ein gutes Markenerlebens gelingen?

Eine eigene Marke erleben

Eine Marke umfasst per Definition all das, was sie von anderen abhebt. Gängige Beschwerden zeigen deutlich, worin sich dies spiegeln kann: Stellen Sie sich vor, Sie kommen – eine gute medizinische Versorgung angenommen – in die Klinik, werden pünktlich aufgenommen, auf Station steht ein Bett für Sie bereit, Diagnostik- und OP-Termin laufen pünktlich und koordiniert nacheinander ab. Das wäre eine Überraschung! Eine weitere Möglichkeit, sich von anderen Häusern abzuheben, liegt in der Wirkung der Mitarbeiter. Wenn es den Mitarbeitern gelingt, eine Beziehung zum Patienten aufzubauen, werden sie unschlagbar.

Der Aufbau einer Marke und Markenerleben ist der erste Schritt hin zu einem Erfolg im Klinikmarketing. Nur wenn der Unterbau steht, kann es gelingen, die Marke mit Hilfe von Tools des Marketings erlebbar zu machen. Der Aufbau einer eigenen Marke macht v.a. dort Sinn, wo sie von Patienten, Angehörigen, Einweisern und Mitarbeitern erlebt werden kann. Im Falle eines Klinikaufenthalts ist dies v. a. auf Station. Die Neuordnung der Abläufe und die Verbesserung der Kommunikation ist der wohl wichtigste Weg zur Bindung der Menschen an die Klinik.

Die Anstrengung für das Haus lohnt sich in vieler Hinsicht:

  • Durch stringente Abläufe und gute Kommunikation steigt die Patientenzufriedenheit.
  • Durch verbessertes Miteinander Reden und durch das Auflösen von Bereichsgrenzen entsteht mehr Ruhe auf Station und damit steigt die Mitarbeiterzufriedenheit.
  • Durch Optimieren der Prozesse erhöht sich die Wirtschaftlichkeit.

Von Qualität zur Exzellenz in der Versorgung von Patienten

Exzellenz kann in der Versorgung von Patienten viele Implikationen haben. Wichtig ist: der Patient fühlt sich  gut aufgehoben. Wie kann in allen Bereichen der Versorgung, von der Begrüßung des Patienten, der Anamnese, der Diagnose und Therapie bis hin zur Entlassung, ein exzellenter Umgang aller Mitarbeiter mit den Patienten erreicht werden? Um Exzellenz zu sichern, dürfen neben der Medizin wirtschaftliche Überlegungen, Führungskultur etc. nicht vernachlässigt werden.

Exzellenz ist eine innere Haltung. Eine Frage der Kultur. Als Maßstab für Exzellenz können das Leitbild des Hauses und das Umsetzen der darin verankerten Werte gelten. Eine Rolle spielt auch ein guter Umgang mit Fehlern und die Übernahme von Verantwortung: Ein offensiver, ehrlicher Umgang mit Fehlern schafft Vertrauen und sichert die Qualität auf Dauer ab. Es gilt, eine Kultur zu etablieren, die Fehler zulässt und offen diskutiert, um daraus zu lernen. Das kommt auch bei Patienten und den Angehörigen gut an.

Sichtbar für den Patienten wird die Exzellenz v. a. durch ein gutes Stationsmanagement. Neben einer offenen und respektvollen Kommunikation, können ein verlässlicher Tagesablauf, feste Aufnahme-, Entlass- und Visitenzeiten sowie routinierte Abläufe, den eigenen Klinikaufenthalt durch ein hohes Maß an Verlässlichkeit angenehmer gestalten. Häufige Beschwerden über lange Wartezeiten oder mangelnde Abstimmungen unter Mitarbeitern können so vermieden werden. Eine exzellente Patientenversorgung hängt daher immer auch von der Qualität der Organisation und äußeren Strukturen sowie von klarer gelebter Verantwortlichkeit ab.

Fazit

Stimmen die Abläufe nach innen und kommen sie so beim Patienten und seinem Umfeld an, kann ich auch nach außen im Markt positive Wirkung entfalten. Ohne eine solche Basis erlebter Qualität sind alle Maßnahmen einer Marketing Strategie nur oberflächliche Kosmetik und sollen die Wahrnehmung ablenken. Wenn dagegen das Fundament stimmt, dann lässt sich darauf auch bauen: Tue Gutes und rede darüber.

Dieses Wechselspiel ist auch beim Marketing für den Aufbau neuer Zielgruppen zu beachten, wie etwa bei der Behandlung von Patienten aus dem Ausland.  

 

[*] Vgl. Lüthy, Anja | Buchmann, Uta (1. Auflage 2009): Marketing als Strategie im Krankenhaus. Patienten- und Kundenorientierung erfolgreich umsetzen. Kohlhammer Verlag, Stuttgart.

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann. Dann war die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, nicht gegeben.

Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat. Die Zeit zum Nachspürenlassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist, Zuhören, Raum halten. Wenn der Bittende in seinen Konflikt nicht so reflektiert ist, sich selbst Einfühlung zu geben, braucht er die Empathie des Zuhörers.  Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin. Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen haben.

 

8. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Marshall B. Rosenberg erkannte: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“ 

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen. Das ist das, was in Menschen lebendig ist. Ein Ansatz Nein zu sagen und gleichzeitig in der Verbundenheit zu bleiben, ist daher, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, eine andere Strategie im Hier und Jetzt mit dem Anfrager zu entwickeln. Solange gemeinsam einen Weg zu erkunden, wie die dahinterliegende Bedürfnis beider Seiten erfüllt werden können. Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Hier sind mitunter mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Auf Ebene der mit der Bitte vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment. Das muss aber nicht heißen, dass es keine andere gemeinsam getragene Lösung gibt. So gesehen bleibt es beim autonomen Nein zur anfänglichen Bitte, die nicht für beide Seiten stimmig ist. Aber der Dialog endet immer mit einem Ja zur Verbindung  durch achtsame Anerkennung der Bedürfnisse aller Seiten. Im dialogischen Austausch selbst liegt dann eine neue tiefe Beziehungerfahrung. Statt im Widerstand und In Negativität zum Nein bzw. zur Bitte zu sein, wird kein Leid erschaffen, sondern es entsteht eine höhere warme Herzensenergie, indem beide miteinander mit ihrer Lebendigkeit in Kontakt kommen.

 

9. Umgang mit Blockaden

Gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen. Selbst wenn ich diese Verbundenheit will, sich gegenseitig in seinen Bedürfnissen zu sehen und Lösungen zu finden, ist das nicht immer sofort möglich:

  • Ich bin selbst nicht in meiner Kraft und in der Lage mich auf den Klärungsprozess einzulassen. 

  • Man hat sich in ein Ja-Aber-Gefecht mit Urteilen, Drohung, Schuldvorwürfe und Urteile so- verfahren, dass im Moment nicht auf die Ebene der Bedürfnisse vorzudringen ist. Obwohl im Grunde jeder nur darum kämpft, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden.
  • Die Beteiligten brauchen Zeit zum Nachspüren, bevor die gemeinsame Lösung sich entwickeln kann.

Bei solchen Blockaden hilft erst einmal der Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern und Dankbarkeit für die Ehrlichkeit. Für den Moment tritt jeder für sich ein und man lässt die Differenz stehen ohne sie persönlich zu nehmen. Ein Wiederanschließen ist dann leichter zu einem späteren Zeitpunkt aus Distanz zu den kraftraubenden Emotionen möglich. 

Die Aufrichtigkeit des Neins braucht Empathie für beide Seiten. Das gibt die Sicherheit, einander zu hören und anzuerkennen. Dahinter steck eine enorme Kraft der Verbundenheit: Die Bedürfnisse werden ins Leben geholt und schaffen lebendige Beziehungen. In dieser Haltung fließt jedes Einstehen für sich selbst letztlich sogar in eine Vertiefung der authentischen Verbindung zwischen Menschen.

So steht am Ende der Bitte das Danke.

    [1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.

    [2] Axiom der GFK: Bedürfnisse sind universal gültig, insbesondere unabhängig von Person, Zeit und Ort, sonst sind es Strategien.


     

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