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# 7. Raus aus der Klemme und einfach entscheiden

von Jan 1, 2019Change Kompetenzen

Entscheiden lernen vom Wocheneinkauf: Das Leben besteht jedem Moment aus Entscheidungen. Als Folge unserer Wahlmöglichkeiten. Doch der ewige Entscheidungsdruck kann stressen. Wie helfen klare Gewohnheiten im Alltag? Nach dem Motto: Je weniger Optionen durch „Vor-Urteile“, desto weniger Entscheidungsklemmen und weniger Stress!

# 7. Raus aus der Klemme der Entscheidung und einfach entscheiden

Wieder Samstag. Wieder ist der Kühlschrank leer und für die Woche zu füllen. Finden Sie wöchentliche Großeinkäufe auch stressig? Eine Stunde lang den Einkaufswagen füllen? Da können andere noch so oft sagen, das sei eine Freude. Mich stresste allein schon der Gedanke. So ein Einkauf bedeutet ja nicht, entspannt zu bummeln. Samstags im Supermarkt empfand ich wenig Muße. Im Gegenteil. Es sind Duzende von Entscheidungen zu fällen: die Milch von Landliebe, Bärenmarke oder doch die von Schwälbchen im Angebot? Den Joghurt mit der Ecke, den supersahnigen oder den mit Biosiegel? Entscheidungen über Entscheidungen. Die Werbespots laufen unbewusst im Kopf ab. Viele Wahlmöglichkeiten – und richtig gute noch dazu – erschöpfen. Am Ende brachte ich den Einkauf als Pflicht zu Ende. Und hatte mir selbst wieder bewiesen: „einfache“ Wocheneinkäufe sind einfach anstrengend.

Das Leben besteht als Folge der Wahlmöglichkeiten in jedem Moment aus Entscheiden. Die Optionen weisen uns auf unsere Freiheit und unsere Selbstverantwortung hin. Nur: Zu viele Optionen blockieren unsere Handlungsfähigkeit. Was bedeutet das für Menschen, die andere zum Wandel bewegen wollen? Vielleicht wollen Sie z.B. eine verbindliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit in der Morgenbesprechung durchsetzen. Die Mitarbeitenden aber sind tagtäglich schon gestresst, weil es z.B. neben der Besprechung klingelt und Patienten ad hoc zu Untersuchungen abgerufen werden oder der Transportdienst just in die Besprechung reinplatzt. Jede Störung fordert vom betroffenen Mitarbeitenden erneut eine Entscheidung: wie will er sich dazu positionieren? Auf der einen Seite steht die neue Vereinbarung. Auf der anderen Seite ist der Alltag souverän zu bewältigt. Jeder hat andere Erwartung an ihn.

Energiesparen beim Entscheiden durch klare Orientierung

Das gleicht einem wahren Auftragskarusell. Der Mitarbeitende erlebt den gleichen Stress wie ich beim Großeinkauf am Samstag: Eine Entscheidung nach der anderen. Dauernd sind ad hoc Entscheidungen zutreffen. Nicht immer lassen sich Entscheidungen in Kommunikation mit anderen herauskondensieren. Und am Ende kostet das viel Kraft. Irgendwann wird er den Wandel in Frage stellen, weil es einfach nicht von alleine geht. Er steckt in der Klemme. Nur der Status quo gibt ein Gefühl von Routine und Flow. Es fühlt sich schön vertraut an, spart Energie. Und zurückgekehrt zur alten Gewohnheit, muss ich mir keine Gedanken um die Alternativen machen und kann den Kopf ausschalten. Dann muss ich keine Wahl treffen. Das ist einfach weniger anstrengend. Bis die neue Besprechung zur Gewohnheit geworden ist, braucht es viel Energie von allen Beteiligten. Und das Umfeld muss sich neu sortieren.

Könnte ich mir die Leichtigkeit des „alten Verhaltens“ nicht auch umgekehrt zur Methode machen? Gewohntes Verhalten schafft es, Haltung zu prägen – mehr vielleicht als es das Bewusstsein alleine könnte. Führung kann daher im Wandel erst einmal entlasten und klare Wegweiser zum Verhalten geben. Deutlich machen, wo müssen wir wozu wie hin? Welche Schritte gehen wir? Um es im Alltag leicht zu machen, sich in die neue Richtung zu bewegen, braucht es klare Richtlinien, eindeutige Prioritäten, festgelegte Schritte. Mit solchen Regeln fallen die nötigen Entscheidungen leichter und sind erstaunlich wenig ermüdend. Veränderung braucht solche neue „Vor-urteile“, die uns das Abwägen von Entscheidungen und etwas vom Druck „denken zu müssen“ abnehmen. Was aber niemals das „selbst denken können“ ausschalten darf.

Lernen vom Wocheneinkauf

Erst einmal sind Entscheidungen ein bewusstes „Ja“ zu etwas, das ein „Nein“ zu allen anderen Optionen impliziert. Sich Alltagsentscheidungen zur Gewohnheiten zu machen, spart so Energie für die wirklich wesentlichen Entscheidungen. So lässt sich der Routine- oder Energiesparmodus des Gehirns gezielt nutzen. Gerade für Perfektionisten, die sich schwer mit weniger als der besten Wahl zufrieden gegeben wollen, und sich überhaupt schwer auf eine Entscheidung festlegen, mögen solche Alltagsentscheidungen eine wichtige Lebensübung sein. Entscheidungen sind eben rational und emotional nie „absolut perfekt“, aber oft doch „gut genug“. So gehe ich mittlerweile den Wocheneinkauf viel spielerischer an. Z.B. mit klaren Prinzipien, z.B. so wenig Verpackungsmüll, Plastik und Zucker wie möglich in Kauf nehme, Lieblingsprodukte für jedes Familienmitglied auszuwählen und so fort. Je weniger Optionen, desto weniger Stress. Am Ende des Tages ist es doch nur ein Einkauf…

Selbstreflexion zum Change

Nehmen Sie den gerade gelesenen Impuls auf und denken Sie an einen eigenen Konflikt, der Ihnen zeigt, hier will sich etwas entwickeln.
Gehen Sie dann zum Fragenkatalog und wählen Sie sich eine aus den vier Fragen zum Thema. Beantworten Sie sie schriftlich auf einem leeren Blatt. Wenn Sie gut im Schreibfluss sind, nehmen Sie auch noch eine zweite Frage zum Impuls vor. Sie sollten etwa 5-10 Minuten Zeit ohne Störung haben. Lassen Sie Ihre Gedanken frei fließen und notieren Sie, was Ihnen in den Sinn kommt ohne zu bewerten. Dann legen Sie das Blatt weg. Tauschen Sie sich in den nächsten Tagen mit jemanden dazu aus (so fassen Sie Ihre Gedanken in Worte). Und dann warten Sie ab, was das Unterbewusstsein für Sie über die Woche an die Oberfläche spült…