Referenz Ansprechpartner: Prof. Dr. Reinhard Marre, Leitender ärztlicher Direktor, Universitätsklinikum Ulm, 2007-2013
Ziel Lernende Organisation
Nach P. Senge zählt Lernen-als-Team zu einer der Stärken, die lernende Organisationen auszeichnet.[*] Es braucht das Lernen im Team, in echtem Dialog, mit der Fähigkeit der Einzelnen, individuelle Annahmen aufzuheben und sich auch auf andere Perspektiven und ein gemeinsames Denken einzulassen. Dazu gehört auch, dass ein Team bestimmte Muster der Interaktion erkennt und Abgrenzung oder Abwehr abbaut. Gerade in Kliniken führen Vorbehalte, alte Rollenbilder und Vorurteile der Professionen und Disziplinen untereinander dazu, dass verschiedene Perspektiven und Stärken nicht als Ergänzung gesehen werden, sondern zu Abgrenzung oder Konflikten führen. Damit wird ein großes Potenzial an Innovations- und Veränderungskraft nicht genutzt.
Mit dem Neubau der Chirurgie machte sich die Uniklinik Ulm auf den Weg zur lernenden Organisation. Der Change ist im Alltag angekommen. Wandel ist die Regel. Doch gerade der Aufbau von Change Kompetenz und den nötigen Strukturen, um Neues zu verankern, geht in Ad hoc Aktionen oft unter. Und so wollte das Universitätsklinikum Ulm die Chance im Change nutzen, mit der Neuaufstellung und den vielen hellen Köpfen realiter eine Lernende Organisation zu sein. Damit stellt sich das UKU der Selbstreflexion bezüglich der Offenheit als Team und initiiert den Change Prozess mit einer Zukunftswerkstatt. Ziel ist es, die Mitarbeiter in aktiven und verantwortlichen Rollen einzubinden sowie ihnen mehr Verantwortung für das Ganze zu geben. Zudem soll die Expertise und Kreativität als lernende Organisation genutzt und eine stärkere Identifikation des Einzelnen mit dem UKU erreicht werden.
Umsetzung Lernende Organisation
Zum Start der Umsetzung wurden ca. 15 Vertreter verschiedener Berufe, Disziplinen und Ebenen der Hierarchie zu einer dreitägigen Zukunftswerkstatt eingeladen.
- 1. Schritt: Es wurden die aktuellen Herausforderungen, der sich ergebende Entwicklungsbedarf, Chancen, Risiken, Stärken und Schwächen des Universitätsklinikums beleuchtet.
- 2. Schritt: Die rein berufsbezogene Perspektive wurde in gut durchmischten Arbeitsgruppen aufgelöst. Deren Aufgabe war es, darauf aufbauend Zukunftsszenarien zu entwickeln.
- 3. Schritt: Die Szenarien wurden einer „Rüttelstrecke“ unterworfen: die Erwartungen des Patienten oder des Ein-/Zuweisers wurden im Rollenspiel eingebracht.
- 4. Schritt: Die Arbeitsgruppen entwickelten strategische Optionen, Pläne und Konzepte.
Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt wurden dann in eine Veranstaltung zum Sounding eingebracht. Daran beteiligt waren die Ärztlichen Direktoren der Kliniken und Institute, die PDLs sowie die Bereichsleiter der Verwaltung. Gemeinsam wurden NoGos ebenso wie Prioritäten des Handelns definiert.
Am Ende der Strategieplanung wurden die Konzepte den Vorständen von Klinikum und Fakultät, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats des Uniklinikums und dem Präsidenten der Universität vorgestellt und in die interne Strategiesitzung eingebracht. Daraus wurden strategische Maßnahmen und Projekte abgeleitet und Aktionen zur Information der Mitarbeiter beschlossen.
Ergebnis Lernende Organisation
Mit der Zukunftswerkstatt als Initialzündung auf dem Weg zur lernenden Organisation wurde ein Change Prozess mit hoher Dynamik in das Universitätsklinikum eingebracht. In diesem sollte nicht wenige angeschubst werden, als i tradierte „Feindbilder“ zu verflüssigt und neue Formen der berufs- und abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit im Alltag hin zum Konsens auf breiter Ebene zu finden.
* Vgl. Senge, Peter M. et al. (2017): Die fünfte Disziplin: Kunst und Praxis der lernenden Organisation (Systemisches Management), Schäffer Poeschel, Stuttgart, 11. Auflage.
Referenz
Projekt: Auf dem Weg der lernenden Organisation, Universitätsklinikum Ulm, Chirurgie
Ansprechpartner: Prof. Dr. Reinhard Marre, leitender ärztlicher Direktor, Universitätsklinikum Ulm
Zeitraum: 2011
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Ruhl, S. / Marre R./ Ruoff, M. (2011): Auf dem Weg zur lernenden Organisation. Change Management am Universitätsklinikum Ulm. In: Der Klinikarzt 2011, 40 (5): 226-228.