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Lerneinheit Krankenhausbetten – Von Fakten im DRG System

von Sep 15, 2015Blogs

Wie sich 1991-2015 die Betten im Krankenhaus je 10.000 Einwohner in Deutschland entwickelten: Seit 2009 fallen immer mehr Betten auf immer weniger Kliniken. Ist das der Anfang der Konzentration?

 

Betten im DRG System – Fakten

Das Statistisches Bundesamt hat die Krankenhausdaten 2015 veröffentlicht. Auf den ersten Blick bietet das Ergebnis keine Überraschung: Der Trend in deutschen Kliniken schreibt sich seit 1991 fort.

 

Doch die Zahlen sagen Einiges über die Konzentration im Markt:

  • Mit 19,2 Mio. Patienten wurden 2015 mehr Patienten als je zuvor stationär behandelt.
  • Ein klarer Anreiz im DRG System ist das Kürzen der Verweildauer. Der Aufenthalt in der Klinik dauerte 2015 über alle Fächer (inkl. der psychiatrischen) noch 7,4 Tage (1991: 14 Tage). In HNO, Augen, Frauen und Geburten, Kinderchirurgie und Nuklearmedizin werden Verweildauern von 4 Tagen im Mittel nicht mehr überschritten.
  • Der Ambulantisierung der Medizin und immer kürzeren Verweildauern stehen aber steigende Fallzahlen gegenüber. Die Belegungstage in Summe sinken seit 1991 stetig.
  • Die Zahl aufgestellter Klinikbetten wurde so seit 1991 auf zuletzt 498.000 Betten im DRG System reduziert. Das entspricht 60,6 Betten pro 10.000 Einwohner. 1991 waren es 82,9.
  • Die Bettenauslastung sank trotz Abbau von Betten auf 77,6%. Hier ist zu beachten, dass sich bei immer kürzerer Verweildauer die Belegung auf die Wochenarbeitstage verdichtet.
  • Die Betten in öffentlichen Häusern waren zu 79,4%, in freigemeinnützigen zu 76,1% und in privaten zu 75,4% ausgelastet (bezogen auf 365 Kalendertage). 48% der Betten standen in  öffentlichen, 33,7% in freigemeinnützigen  und 18,3% in privaten Häusern.
  • Die Versorgung erfolgte 2015 mit rund 882.300 Vollkräften (davon 153.900 Ärzte, 320.200 Pflegende).

Bettenabbau je Einwohner in Deutschland

Der Abbau der Betten von 1991 bis 2015 von 82,9 auf 60,6 Betten pro 10.000 Einwohner ist hoch. Die Konzentration der stationären Versorgung in Deutschland ging mit einer Reduktion der Krankenhäuser von 2.411 in 1991 auf 1.953 einher, was v. a. auf Schließung von Abteilungen und Standort- oder Kapazitätsverlagerungen im Zuge von Fusionen zurück geht. [*] Echte Marktaustritte wurden bis 2013 nur von kleinen und kleinsten Krankenhäusern vollzogen.

Im internationalen Vergleich wird die stationäre Versorgung in Deutschland gemessen an der Zahl der Krankenhausbetten je 10.000 Einwohnern als hoch bezeichnet: Laut Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Deutschland  zu den 10 von 183 Ländern mit der höchsten Dichte an Betten:

Betten je 10.000 Einwohner 0-24 25-49 50-74 75-99 100-124 124-149 Anzahl gesamt
Länder in Afrika 43 6 2 51
Länder in Amerika 24 9 2 35
Länder in Asien 22 12 5 2 1 2 44
Länder in Europa 18 18 4 1 41
Länder in Ozeanien 5 5 2 12
Länder gesamt 94 50 29 6 2 2 183

 

Dabei hantiert die WHO noch mit einer Bettendichte von 82,9 für Deutschland. Eine Bereinigung um medizinische Qualität,  demographische Strukturen etc. bleibt außen vor. Für die Ableitung von Implikationen fehlt auch eine ethische Definition der gewünschten Versorgung und der Überversorgung. Es ist Vorsicht geboten, unkritisch dem Tenor zu folgen, in Deutschland gäbe es weiterhin zu viele Klinikbetten. Bei einem demographisch steigenden Anteil der über 60-Jährigen und dem Fortschritt in Medizin und Technik werden trotz Ambulantisierung Belegungstage steigen. Die sich bereits andeutende Konzentration im DRG System bildet sich im Trend der Betten je Krankenhaus ab:

 

Steigende Bettenkonzentration in Großkliniken

Krankenhausbetten
Jahr 1991 1996 2001 2006 2011 2015
Betten je Krankenhaus 276 257 247 243 245 255

 

Es zeigt sich 2009 auf 2010 eine Umkehr der Betten je Klinik. Mit der Konzentration in größeren Kliniken. Die Ausgaben für die Behandlung im Krankenhaus, ca. 35% der GKV Ausgaben der Krankenkassen, sind auf aktuell 73 Mrd. Euro gestiegen. Wir dürfen gespannt sein, wie es einigen Großkliniken gelingen wird, die Marktmacht in Deutschland auf sich zu vereinen…

[*] U. K. Preusker, M. Müschenich, S. Preusker (2014): Darstellung und Typologie der Marktaustritte von Krankenhäusern Deutschland 2003-2013, Gutachten im Auftrag des GKV Spitzenverbandes.


 

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