Referenz Ansprechpartnerin: Sabine Stiller, Pflegedienstleitung Krankenhaus Porz, 2007-2008
Ziel Qualitätsmanagement auf Station
QM ist aus der Klinik nicht mehr wegzudenken. Alle machen „irgendwie” mit. Nicht immer ist die Resonanz auf QM positiv. Z.T. wird es nur als Erfüllen der gesetzlichen Pflicht gesehen. Mitarbeiter in Kliniken sind hin- und her gerissen: QM-Projekte greifen den Wunsch nach Veränderung auf und zu Beginn des QM Prozesses sind Motivation und Beteiligung hoch. Doch nur selten ist dann ein Erfolg zeitnah und direkt vor Ort zu spüren. Ernüchterung tritt ein, z.B. weil…
- die QM Aktivitäten „nur“ auf das Zertifikat abzielen.
- QM nicht von allen Beteiligten getragen wird und die erste Führung den QM Prozess nicht (lange) genug unterstützt.
- mangels Ressourcen mehr auf übergreifende Abläufe als auf das spezifische Umfeld jeder Station geschaut wird.
Wer ein Problem wahrnimmt, kann auch eine Lösung finden – so der Ansatz im Projekt. Gemessen an den Anteilen am DRG Erlös hat eine Normalstation alleine den wirtschaftlichen Stellenwert eines mittelständigen Unternehmens. Der Brückenschlag zwischen QM Strategie auf Gesamt- und Stationsebene ist also mehr als relevant. Gut ineinander greifende und über die Berufsgruppen synchronisierte Abläufe schonen die Ressourcen. Daher sind spürbare Effekte auf die Verbesserung von Qualität (und Wirtschaftlichkeit) bei der Reorganisation von Stationsabläufen zu erwarten. Nicht weniger war das Ziel des Zertifizierungsprojekts.
Umsetzung Qualitätsmanagement auf Station
Die Frage, QM auf Ebene der Normerfüllung zu betreiben oder als Instrument zur Prozessorganisation zu nutzen, war schnell geklärt: Die Zertifizierung des QM Systems sollte keine Pflicht-Übung sein, sondern als Chance zur Synchronisation von Abläufen genutzt werden. Mit der Vision, dass alle Leistungen dem Wohl des Patienten dienen, geht das Haus bei der Zertifizierung einen eigenen Weg. Anstelle einer globalen Zertifizierung des gesamten Hauses, bei der Abläufe Klinik übergreifend standardisiert werden, liegt der Anspruch des Geschäftsführers, des ärztlichen Direktors sowie der PDL und Beauftragten der obersten Leitung auf dem Nachweis eines gelebten QM. „Gelingen wird dies nur dann, wenn …, Anregungen und Ideen für die angestrebten Optimierungen einbezogen und praxisnah zum Vorteil der Patienten und Mitarbeiter umgesetzt werden“, so die PDL.
Für Patienten und Mitarbeiter soll eine stetige Verbesserung im Alltag auf Station erfahrbar sein. Gemeinsam wurde die Idee geboren, auf den Normalstationen ein QM-System nach DIN EN ISO 9001 aufzubauen. Kniffliger war die Abgrenzung zu angrenzenden Bereichen, da die diversen organisatorischen Prozesse in der stationären Krankenversorgung letztlich gebündelt auf Station zusammenlaufen. In der Folge „bügeln“ die Mitarbeiter auf der Station allzu oft Defizite anderer Bereiche aus. Dies stellt die Klinik vor die Aufgabe, für die ISO-Zertifizierung eine Vielzahl an Schnittstellen außerhalb der Station schriftlich zu regeln. Dabei gilt es jeweils, verbindliche Standards zu definieren und im Alltag verlässlich umzusetzen. Die Zertifizierung der stationären Bereiche der Erwachsenenpflege als eigene Einheiten mit zahlreichen Qualitätsvereinbarungen an den Schnittstellen ist bislang in Deutschland einzigartig.
Auf dem Weg zur zertifizierten Prozessorganisation
Der Weg zum Zertifikat ist lang und benötigt personelle Ressourcen. Um eine nachhaltige Veränderung zu starten ist auf dem Weg zum Zertifikat eine Zeit von etwa 18-24 Monaten zu planen. In Pilotstationen werden die neuen Sollprozesse erarbeitet, im Alltag erprobt und nachjustiert. Dabei stehen zunächst nur die stationsinternen Vorgänge im Blick. Für diese erste Phase, durch die wesentliche Veränderungen in der stationsinternen Zusammenarbeit am Patienten angestoßen sind, ist zumindest 12 Monate Zeit zu kalkulieren, wenn spürbar Verbesserungen in den Abläufen erzielt werden wollen. Die Stationen sind dabei durch ein Leitungsteam aus einem verantwortlichen Oberarzt und der pflegerischen Stationsleitung zu führen. Dieses Leitungsteam sorgt für die Einhaltung der Vereinbarungen auf der Station und an den Schnittstellen und ist so zentraler Erfolgsfaktor im Projekt.
In der Phase der Durchdringung (Roll out) werden die erprobten Konzepte auch auf die übrigen Stationen übertragen. Hier liegt der Großteil der Projektzeit auf der Umsetzung, in der das Qualitätsmanagementsystem jeden einzelnen Stationsmitarbeiter erreichen und für den QM Prozess begeistern soll.
Wenn diese stationseigenen Soll-Prozesse stabilisiert sind, werden in einer weiteren Phase die Vereinbarungen mit den jeweiligen Partnern an den Schnittstellen der verschiedenen Bereich herbeigeführt und die Umsetzung in ihren Facetten nachgehalten.
Ergebnis Qualitätsmanagement auf Station
Die Zertifizierung der Stationen entlang der Verbesserung von Prozessen wurde mit großem Erfolg erreicht. Die bessere Zusammenarbeit belohnt sich in erster Linie aus sich selbst, wurde so aber auch noch mit dem Stolz über das Zertifikat gekrönt.
Referenz
Projekt: Qualitätsmanagement auf Station: Last oder Chance, Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH
Ansprechpartner: Sabine Stiller, Pflegedienstleitung
Zeitraum: 2007-2008
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Bamberg, C.; Eberts, E.; Krüttgen, N.: Lästige Pflicht oder Chance zur Veränderung? Qualitätsmanagement im stationären Kontext: Das Beispiel Porz. In: Management & Krankenhaus 1/ 2010, S. 3.