Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Campus Verlag, Frankfurt.
Der Amerikaner Jeremy Rifkin gilt als einer der wichtigsten Gesellschaftstheoretiker und einflussreichsten Kulturkritiker der Welt und wird als Visionär geschätzt. Gerade deshalb hat uns sein Werk „Die empathische Zivilisation: Wege zu einem globalen Bewusstsein“ interessiert.
Rifkin entwirft in seinem Buch die Vision einer zukünftigen Ära, in der der Schlüssel für unser Zusammenleben „Empathie“ lautet. Dazu beschäftigt er sich mit der Definition von Empathie und erforscht die geschichtlichen Wurzeln. Er beleuchtet in drei Hauptkapiteln die psychologische, neurobiologische und auch gesellschaftspolitische Perspektive des Empathiebegriffs im Verlauf der Menschheitsgeschichte. In Teil I wird das neue Menschenbild, das sich in den Natur- und Geisteswissenschaften mit der Entdeckung des Homo empathicus befasst, betrachtet. In Teil II “Empathie und Zivilisation” untersucht Rifkin die Wellen der empathischen Entwicklungen sowie die großen Bewusstseinsänderungen, die mit jeder neuen und komplexeren Zivilisation einhergingen. In Teil III widmet er sich dem Zeitalter der Empathie. Dabei geht es um den vom Autor empfundenen gegenwärtigen Wettlauf zwischen einem globalen Empathiemaximum und der immer schneller werdenden Zerstörung der Biosphäre der Erde. Im Rückblick auf die Menschheitsgeschichte zeigt sich, dass ökonomisches Handeln das menschliche Zusammenleben seit je entscheidend beeinflusst hat.
Rifkin bezieht sich sowohl auf Forschungsergebnisse von Hirnforschern und Entwicklungspsychologen als auch auf die These, dass das empathische Bewusstsein bis heute nicht in allen anthropologischen und historischen Gesichtspunkten untersucht worden sei und sich nur langsam entwickelt habe. Eine emphatische Zivilisation erfordert veränderte Denk-, Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle. Er zeichnet den Weg von der Wissens- in die Bewusstseinsgesellschaft und führt darauf eine neue Gesellschaftsform ein: den dezentralisierten Kapitalismus. Herausforderungen wie die globale Wirtschaftskrise und der Klimawandel zeigen für ihn deutlich, dass es entscheidend ist, auf Interessen und Positionen anderer einzugehen. So kommt sein Buch zum Schluss, dass nur die Fähigkeit zur Empathie es erlaubt, der verstärkten Komplexität unseres Lebens Rechnung zu tragen.
Jeremy Rifkin (2010): Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Campus Verlag, Frankfurt.