Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Verlag Hans Huber, Bern.
Wie die Autoren Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther und Wolfang Tschacher es selbst beschreiben, ist dieses Buch ein Wagnis. Denn vier verschiedene Disziplinen haben sich zusammengetan, um ihr Wissen in einem transdisziplinären Projekt zu vereinen: die Psychologie, die Körperarbeit, die Neurobiologie und die Kognitionswissenschaft. Vereint hat die vier Autoren das Ziel, dem Körper seinen Stellenwert zukommen zu lassen, und der Wunsch nach einer verbindenden Vision in der Humanwissenschaft.
Sie beziehen sich auf wissenschaftliche Entwicklungen, den Menschen nicht ganzheitlich mit Körper zu betrachten: Der Mensch “verfügt über Denkprozesse, Intelligenz und Kapazitäten zur Informationsverarbeitung. Ihm widerfahren Affekte, Emotionen und Stimmungen. Er hat unbewusste Motivlagen und Bedürfnisse – aber einen Körper hat er nicht.“ (S. 7) Daher zeigen die vier auf, welche Wirkung unser Körper auf unser Denken, Fühlen und Handeln hat. Dabei bieten sie neue Perspektiven auf Personalentwicklung und menschliches Lernen. Nicht umsonst fordert Maja Storch, dass alle, die Menschen beraten, therapieren oder erforschen, den Körper einbeziehen müssen.
Jeder Autor beschreibt das Thema Embodiment aus seiner Perspektive heraus:
- Wolfangs Tschacher, Kognitionswissenschaftler, zeigt die Entwicklungen auf und wie es dazu kam, das Embodiment sich zunehmend seinen Weg in unser Bewusstsein bahnt.
- Maja Storch, Psychologin, macht in ihrem Kapitel deutlich, welche beträchtlichen Konsequenzen für viele Aspekte des psychischen Geschehens die Embodiment-Perspektive mit sich bringt.
- Gerald Hüther fragt sich als Hirnforscher, ob man die Arbeitsweise unseres Gehirns jemals wird verstehen können, wenn man es weiterhin losgelöst vom Körper betrachtet.
- Benita Cantieni bietet zum Abschluss die anatomische Anleitung für eine aufgerichtete Körperhaltung an, die Energie freisetzt, statt Energie zu verbrauchen. Eine Haltung, die das Denken, das Fühlen und das Wahrnehmen mit allen Sinnen verstärkt.
Neben den theoretischen Grundlagen, die verständlich beschrieben und z.B. durch Beschreibung von Studien und deren Ergebnissen gut veranschaulicht sind, gibt es in jedem Kapitel auch eine Verknüpfung zum Alltag und wie sich das Gelesene dort verorten oder auch anwenden lässt. Ein tolles Buch für alle, die sich das wichtigste Erfahrungsinstrument des Menschen zurückerobern wollen: den Körper.