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Lerneinheit Ordnung – Von Hausfrauen und Künstlern

von Okt 3, 2017Blogs

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über die Ordnung in den Krankenhausfluren gemacht? Und was das alles nach Fritz B. Simon mit der Arbeit von Hausfrauen und Künstlern zu tun hat?

Alles in Ordnung?

Fritz B. Simon stellt zwei Arten von Tätigkeit in einer arbeitsteiligen Welt einander gegenüber: Die Arbeit der Hausfrauen und die Arbeit der Künstler. Zugegeben – er bediente sich hier Klischées, um seine Botschaft zu inszenieren… [1]

Ein Mann kam von der Arbeit nach Hause und fand seine drei kleinen Kinder vergnügt draußen im Garten spielen. Sie waren noch in ihren Schlafanzügen und hatten Chips Tüten in der Hand. Die Tür zum Haus stand offen. Vom Hund war weit und breit nichts zu sehen. Der Mann ging erst einmal durch die Tür ins Haus und fand drinnen eine Verwüstung vor. Eine Lampe war umgeworfen, der Fernseher lief laut auf dem Kinder-Kanal und im Wohnzimmer lagen überall Spielsachen und Kleider verstreut. In der Küche füllte dreckiges Geschirr das Becken, das Frühstück stand noch auf dem Esstisch. Schnell lief er die Treppe hinauf, um nach seiner Frau zu suchen. Es musste etwas Schlimmes vorgefallen sein…

Als er im Schlafzimmer ankam, fand er seine Frau noch im Schlafanzug. Dort lag sie einen Roman lesend im Bett. Sie blickte zu ihm auf, lächelte und fragte, wie sein Tag war. Er sah sie verwirrt an und fragte, was heute passiert sei? Sie antwortete, “Du fragst mich doch jeden Tag, wenn Du von der Arbeit nach Hause kommst, was in aller Welt ich den ganzen Tag getan habe.” Er blickte sie noch immer verständnislos an. Da sprach sie weiter: “Naja, heute habe ich es das alles einfach einmal nicht getan…”.

 

Die Arbeit von Hausfrauen und von Künstlern

Fragen Sie sich, was Hausfrauen bzw. diese Geschichte mit dem Thema Arbeit und Führung – und gar noch im Krankenhaus -zu tun hat? Vielleicht haben Sie schon eine erste Idee?

Fritz B. Simon stellt zwei klassische Typen von Tätigkeiten gegenüber:[1,2]

  • Künstlerarbeit, die kreativ ist, an Veränderungen und Überraschung orientiert ist, und
  • Hausarbeit, die die bestehende Ordnung aufrechterhält, Normalität und Routine sichert.

Alle Arbeiten sind mehr oder weniger aus beiden Anteilen zusammengesetzt. Die Anteile beider Typen unterscheidet sich von Job zu Job. Blickt man mit dieser Brille auf das Thema Führung, so ist ein großer Teil der Aufgabe im Management einfach wie Hausfrauen Arbeit. Sie hat wie Hausfrauen Arbeit zwei Charakteristika:

  • zum einen neigen andere dazu, sie erst zu bemerken, wenn sie nicht mehr stattfindet und der Arbeitsbereich im Chaos zu versinken beginnt und
  • zum anderen ist sie eine andauernde Aufgabe, die jeden Tag aufs Neue erledigt werden möchte. Führung hat dauernd mit der Pflege des Arbeitsraumes zu tun. Diese Seite der Führung findet jedoch wenig Beachtung und wird in der dafür benötigten Zeit stark unterschätzt. Darin teilt sie das Los der Hausfrauen Arbeit.

Führungskräfte, die lieber auf die schillernde gestaltende Künstler Arbeit der Führung stehen, sollten sich also beizeiten nach einer guten Haushaltshilfe umsehen und all den Mitarbeitern, die für die nötigen Routineaufgaben zuständig sind und es darin zur Meisterschaft bringen, die nötige Dankbarkeit und Anerkennung zollen… Denn sie sind es, die Sorge tragen, dass der Alltag nicht nur aus Improvisation besteht. Sind die verbindlichen Routinen ist einer Grundordnung aufrechterhalten und wird dafür keine  unnötige Energie verschwendet, dann kann statt dessen kann die Kraft fokussiert in die Neues gesteckt werden.

 

Von der Ordnung im Krankenhaus

Nun aber zu den engen Krankenhausfluren. Was wenn Mülleimer, frische Betten, verschmutzte Betten, Getränkekisten, Hilfsmittel von Ständern über Bettpfannen bis hin zu Rollstühlen usw. die Flure belagern? Ist im eigenen Bereich in der Tat schon rein optisch nicht alles in Ordnung, dann ist es wohl an der Zeit, gründlich aufzuräumen. Bevor sich das Chaos weiter ausbreitet und die Führung des Alltags ganz verloren geht. Nur wenn Ballast systematisch ausrangiert und Durcheinander geordnet wird, muss keine unnötige Energie für das Beherrschen des Chaos aufgebracht werden. Dann kommt die Energie zurück und es kann Raum für Neues entstehen.

Doch leichter gesagt als getan? Schließlich stammt das Gros der Unordnung im eigenen Bereich ja von anderen, oder? Wahrscheinlich von Künstlern, die außerhalb des eigenen Autoritätsbereichs, aber in diesen hinein agieren? Soll mir das nicht egal sein? Muss ich da in die Verantwortung hüpfen? Spätestens wenn sich diese Frage zeigt, wird klar, in unsere Führungsteam ist etwas nicht in Ordnung (etwa im Geben und Nehmen). Wir sollten hier anfangen und für Hygiene und Brandschutz sorgen… >Es ist wie beim Aufräumen: Wenn ich erkenne, wie riesig die Aufgabe ist, wie viel zu tun ist, dann bin ich schnell frustriert. Ich weiß nicht, wo anfangen und woher die Zeit dafür nehmen. Schaue ich also lieber erst gar nicht hin? Besser ist doch allemal es in kleinen Schrittchen anzugehen. „Quick Wins“ erreicht zu haben, das gibt mir und meinem Umfeld dann Mut und Motivation auch für den nächsten Schritt.

In der Tat ist ein Zusammenhang zwischen äußerer und innerer Ordnung in einer Organisation zu beobachten. Dort wo alles sauber, ordentlich, frei von Gerümpel ist – da laufen auch Prozesse und verbindliche Regeln der Zusammenarbeit besser.[3] Da gibt es Mitglieder im Team, die hinschauen und nicht akzeptieren, dass etwa Dinge wahllos abgestellt werden statt an den rechten Aufbewahrungsort zurück gebracht zu werden. Oder dass die benutzten Kaffeetassen nicht abgeräumt werden. Ordnung kommt nicht von selbst, da stehen immer Menschen dahinter, die die  Verantwortung übernehmen und Unordnung im Team nicht akzeptieren. Und irgendwie scheint ohne das äußere Gerümpel auch die Arbeitsatmosphäre und das Füreinander leichter zu werden. Es dient also einem wichtigen Sinn: dem Miteinander. Also Schluss mit der Aufschieberitis – und ran an die gezielte Aufräumaktion. Auch wenn es im ersten Schritt nur der eigene Schreibtisch ist…

 

[1] Vgl. Simon, Fritz B. (1992): “Radikale” Marktwirtschaft. Grundlagen des systemischen Managements, Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg.

[2] Vgl. Seliger, Ruth (2008): Das Dschungelbuch der Führung – Ein Navigationssystem für Führungskräfte, Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg. Wir mögen heutzutage statt von Hausfrauen- lieber von Hausarbeit reden…

[3] Vgl. Kingston, Karen (2014): Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: Richtig ausmisten. Gerümpelfrei bleiben. rororo Verlag, 2. Auflage.

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann.

Dann war in Wirklichkeit die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, gar nicht gegeben. Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat.

 

8.

Marshall B. Rosenberg sagte dazu: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“

Zeit zum Nachspüren lassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist und Zuhören, Raum halten.

Stress/ Notfallprogramm: Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat…

wenn Beziehung nicht trägt, geht Sicherheit verloren…

Ein Ansatz kann dann sein, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch kurz die Zeit nehmen, eine andere Strategie mit dem Anfrager zu entwickeln, wie das dahinterliegende Bedürfnis anderweitig erfüllt werden könnte. Auf Ebene der vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment, was aber nicht heißen muss, dass es keine andere Lösung gibt, wenn wir zusammen darüber nachdenken.

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen, das ist das, was in Menschen lebendig ist.

Mit der Zuversicht, dass im Austausch unabhängig vom Ausgang eine neue tiefe Beziehungerfahrung liegt. Ein emotionaler Ausdruck, der emphatisch gehört wurde.

Hier sind mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Energiefluss, Vibrationsenergie/ Lebendigkeit erhöht (bei Blockaden hilft erst einmal Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern).

nicht im Widerstand und In Negativität, kein Leid erschaffen

mit mit vb. dun dem was in mir gerade lebendig ist Verantwortung übernehmen

Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Geschlossene Fragen helfen hier nicht weiter beim Erkunden

Angebote im Hier und Jetzt 

sich ggs. sehen und Lösung finden. Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin (und er auch mal sein eigenes mirzuliebe Parkt)

als Drohung, Vorwürfe und Urteile ebenso Rechtfertigung hören (statt als Selbstkundgabe) – ist keine gleiche Augenhöhe – emphatisch übersetzen, weg vom Denken hin zum Bedürfnis

im Grund kämpft jeder nur, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden, die auch auf den Tisch kommen sollen

nebeneinander stehen lassen (kein ja aber)

gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen

wenn klare Bitten fehlen wächst die Gefahr, aneinander vorbeizureden

Bedürfnisse sind auf dem Tisch, gemeinsame Lösung finden

  einladen zum Gespräch mit offener Frage…

  • Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis hören oder als empathische Vermutung ausdrücken und wenn das geklärt ist, für beide passendere Strategie finden
  • Widerstand gegen die Strategie auflösen

Thomas-Strategie: Beziehungsaussage – dann erst Selbstkundgabe (Anregung und Perspektiverweiterung) auf Inhaltsebene

Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch  auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen

Bevor Argumente auf Sachebene ankommen (Aufwand etc.), sind Bedürfnisse (des anderen) zu hören. In diesem Fall, die Beziehung zu klären.

Axiom: Bedürfnisse sind universal gültig, insb. von Person, Zeit und Ort unabhängig.

An den Anfang entspannt die Frage stellen: Würdest du dir jetzt gleich die Zeit nehmen, dich mit mir hinzusetzen und klären, was du dir von mir wünschst?

Aufrichtigkeit braucht Empathie. Sicherheit geben, der andere wird gehört und anerkannt.

Mit Energie aufeinander zu treffen, mit Energie zu spielen, da steckt eine Sehnsucht nach emotionaler Lebendigkeit drin, wo wir keine Strategien haben,  in einem verbundenen Raum. 

wir setzen uns wegen einer Lapalie hin und reden über unsere Bedürfnisse, holen sie ins Leben

[1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.


 

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