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Lerneinheit Berater im Krankenhaus – Von Chancen & Herausforderungen

von Nov 21, 2010Blogs

FAZ Interview mit Stefan Ruhl und Dr. Elke Eberts zu Voraussetzungen, Chancen und Herausforderungen für Berater und ihre Klienten im Krankenhaus. Ein spezifisches Beratungsfeld.

 

Berater im Krankenhaus – Chancen und Herausforderungen.

FAZ: Welche Chancen bieten sich für die Consultants auf dem Gesundheitsmarkt?

Die Forschung und die Suche nach neuen Erkenntnissen, Wegen und Methoden sind Triebfedern der Medizin. Sich mit neuen Ansätzen auseinander zu setzen, Alts loszulassen und auf dem Stand aktueller Erkenntnisse zu handeln, ist eine der Stärken der Medizin. Der zugleich hohe Kostendruck fordert dies auch im Miteinander der Berufsgruppen rund um die Versorgung. Heute mehr als je zuvor. Zu Recht werden Patienten anspruchsvoller. Medizinisch technischer Fortschritt und demographischer Wandel sorgen für höhere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und immer mehr Konkurrenz um die besten Fachkräfte.

Mediziner praktisch in Führung und Management zu unterstützen, ist eines der anspruchsvollsten Felder für Berater im Krankenhaus: In der Versorgung der Patienten arbeiten Menschen mit Menschen für Menschen immer wieder in Grenzsituationen des Lebens. Deshalb ist es zentral, hier für strukturelle Entlastung zu sorgen. Berater im Krankenhaus, die sich auf die Fragen von Ärzten, Pflege und Therapeuten einlassen, statt vorgefertigte Lösungen abzuspulen, können einen echten Beitrag leisten. Der Leitung in der Klinik fehlt die Zeit. Eigene Stabsstellen hierfür vorzuhalten, lohnt nur in größeren Verbünden. Insofern liegt hier ein Feld für externe Berater in Kliniken.

 

FAZ: Was muss ein Berater im Krankenhaus mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Hier tun sich branchenfremde Beratungen schwer. Sie brauchen wegen der Komplexität des Sektors lange, um passgerecht zu arbeiten. Eine Stellschraube zu verändern, bedeutet viele ineinander greifender Rädchen anzupassen. Wird die Realität allzu sehr simplifiziert, dann fällt dies den Akteuren später auf die Füße. Wegen des hohen Anspruchs hat sich die Ruhl Consulting AG auf den Bereich der Begleitung von Kliniken spezialisiert.

Im Krankenhaus sind die Mittel knapp und Ressourcen sind achtsam einzusetzen. Da braucht es eine Beratung ein gutes Maß an Demut: Wer als Klinik an eigenen Mitarbeitern spart, kann nicht beliebig externe Beratung einkaufen. Selbst wenn die Ergebnisse die Kosten mehr als kompensieren, müssen Ausgaben vertreten werden. Zufriedene Kunden empfehlen weiter. So schaffen sie die nötige Basis an Vertrauen, um Veränderungen erfolgreich mit externer Begleitung umzusetzen.

 

FAZ: Vor welchen Herausforderungen stehen Gesundheitsunternehmen, und wie können Berater hier helfen?

Der Markt steht vor mehreren Challenges. Drei Kernpunkte sind für uns: die Wirtschaftlichkeit, die Führungsqualität und die Prozessverantwortung.

Der Markt ist faktisch unterfinanziert.

Das DRG System soll es richten, die knappen Mittel adäquat auf die Leistungserbringer zu verteilen. Doch es kann nicht mehr verteilt werden als zur Verfügung gestellt wird. Doch die reine Vorhaltung an medizinischer Leistung wird dadurch kaum abgegolten und nicht reguliert. Die Nachfrage nach medizinischer Versorgung wächst, die Personalkosten steigen. Die Leistungserbringer vor Ort benötigen Transparenz, um ihre ökonomische Mitverantwortung tragen zu können. Beim prozessorientierten  Aufbau geeigneter Managementstrukturen bietet sich der Einsatz erfahrener Berater an, welche die Akzeptanz der Akteure vor Ort haben.

Das im Klinikbereich gesetzte hierarchische Führungssystem stößt an seine Grenzen.

Die Generation Y & Co. macht nicht mehr mit und entzieht sich dem gewachsenen System. Jahrzehnte lang über die Wochenarbeitszeit hinaus zu arbeiten, geht nicht mehr. Der Anreiz einer übermäßigen Entlohnung, wenn „man es dann einmal in leitende Position geschafft hat“, ist entfallen. Heute wird mit Strukturen, Einarbeitungen und Fortbildung um den Nachwuchs geworben. Doch noch ist die Frage unbeantwortet, was dem hierarchischen System entgegen gesetzt wird. Viele Kliniken stehen ganz am Anfang, sich mit Fragen der Qualifikation ihrer Führungen auseinander zu setzen. Eine aus unserer Sicht zentrale Führungskompetenz ist dabei die Empathie. Der Kulturwandel hin zu einem teamorientierten Führungsansatz sind für uns Stellschauben nachhaltigen Erfolgs.

Das Auflösen von Denken in Abteilungs- und Berufsgrenzen ist eine Herausforderung. 

In der Versorgung eines Patienten arbeiten Menschen Hand in Hand. Wo Menschen arbeiten entstehen Fehler. Diese Risiken durch Klären von Verantwortlichkeiten in den Grauzonen und durch strukturierte Kommunikation zu reduzieren, hat Auswirkungen auf die Sicherheit und Qualität der Versorgung. Positive Beispiele belegen, dass mehr Mitarbeiterorientierung die Grundlage für mehr Patientenorientierung ist.

 

FAZ: Welche Ausbildung und welches Know-how brauchen Bewerber, um in der Klinikberatung Karriere zu machen?

Es ist ein weiter Weg, Kliniken fundiert von der Strategie bis zur Umsetzung zu begleiten. Dieser fordert v.a. im systemischen Kontext eine stetige Neugierde und Lernbereitschaft. Zunächst ist ein gutes Rüstzeug nötig. An einer fundierten Ausbildung im Management geht kein Weg vorbei – bei allen Grenzen des klassischen Managements. Organisationspsychologische Ansätze runden das Wissen im Ideal ab. Unabhängig zu denken, dem eigenen Menschenverstand zu vertrauen, eigeninitiativ und konzeptionell arbeiten zu können, sind essentiell. Für den Einstieg in die Beratung sind wichtig: Das Werkszeug des Qualitäts- und des Projektmanagements zu festigen. Die eigenen Fähigkeiten in Beobachtung und Moderation stetig zu erweitern. Und die nötige Feldkompetenz im Klinikbereich zu erwerben.

Die eigene Belastbarkeit wird immer wieder herausgefordert. Es ist ein Job, der mit einem hohen Maß an Reisetätigkeit sowie Vor- und Nachbereitung von Kundenterminen verknüpft ist. Doch wer diese Belastungsprobe meistert, wird beginnen, die Vielfältigkeit des Jobs, die vielen Kontakte und die Zusammenarbeit mit hochinteressanten Persönlichkeiten in der Klinik als privilegierte Arbeit zu schätzen. Und vielleicht wird er wie wir ein Sinn darin erkennen, einen direkten Beitrag zu einer guten Patientenversorgung von morgen zu leisten. Aufgrund des wachsenden Bedarfs an Change Kompetenz vielleicht auch in Klinik selbst – als Inhouse Consultant.

 

Das Interview mit Stefan Ruhl und Dr. Elke Eberts stammt von Michael Jakob, stv. Chefredakteur FAZ-Institut.


 

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