KMA Interview mit Frau Dr. Elke Eberts zur Entwicklung der externen Krankenhausberatung, zu Kriterien bei der Auswahl des Beraters und zum Nein-Sagen als Berater.
Externe Krankenhausberatung
KMA: Krankenhausberatung ist ja noch ein recht junges Feld. Können Sie dennoch sagen, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Berater und Kliniken in den letzten Jahren entwickelt hat?
Kliniken arbeiten für spezifische Fragen auf der Suche nach funktionierenden Lösungen gezielt mit Beratern zusammen. Die Einstellung zu Beratern ist leider inzwischen auch im Feld der Kliniken geprägt durch Berichte, wie sie z. B. im Manager Magazin in den letzten Jahren aufgegriffen werden. Von Beratern, die in Zeiten hohen Kostendrucks geholt werden, wenn unpopuläre Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden sollen und keiner einen Fehler machen will. Diese Berichte sind regelmäßig gespickt mit Kriegsvokabular. Dies hat Auswirkungen auf die Zusammenarbeit auf beiden Seiten. Berater machen sich die Angst der Entscheider zunutze. Auftraggeber nutzen Berater als Alibi und Sündenböcke.
Zum Glück aber machen bei solchen Spielen nicht alle Führungen mit. Viele Menschen in Kliniken – auch in wichtigen Schlüsselpositionen – sehnen sich bewusster denn je nach wert- und nachhaltigen Lösungen für eine gesunde Patientenversorgung. Dies ist unser Anliegen: Wir begleiten Kliniken in der Umsetzung ihrer Veränderungen – klar in der Sache, immer wertschätzend im Umgang mit dem einzelnen Menschen, an den Stärken- und Potenzialen und der Medizin orientiert.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe – von der Top-Führung bis zum Mitarbeiter – ist die Basis. Wir sehen uns in Kliniken als Dienstleister auf Zeit, die mit einem unabhängigen Blick von außen und ohne Eigeninteressen Wandel begleiten. Die strukturiert durch den Prozess hin zum Ziel führen und Menschen ermutigen, mit der nötigen Rückenstärkung auch die großen Themen anzugehen. Für uns ist es ein Kompliment, wenn der Projektpartner feststellt, „Ihr seid keine typischen Berater“. Wir bezeichnen uns als Strategieberater und Umsetzungsbegleiter.
Auswahl der Berater
KMA: Kliniken können aus einer Vielzahl an Berater wählen. Aus Ihrer Erfahrung mit Erstgesprächen: Sind Krankenhäuser gut genug vorbereitet? Setzen sie bei der Vorauswahl möglicher Berater ad hoc die richtigen Kriterien an? Oder verirren sie sich auch mal, landen bei einem großen Beratungshaus, wo ein kleines besser gewesen wäre oder umgekehrt?
Jeder Berater hinterlässt Spuren – im schlechtesten Fall verbrannte Erde. Dann v.a. ist es schwer, wieder neues Vertrauen aufzubauen. Wir haben den Eindruck, dass es in der Tat vielen Kunden im Erstgespräch darum geht, einen persönlichen Eindruck vom Berater zu bekommen – es geht um den Faktor Mensch, die Professionalität des Beraters vorausgesetzt. Vielleicht, weil mittlerweile zu viele teure Projekte ohne maßgeblichen Nutzen durchgeführt wurden? Vielleicht, weil man sich in der Vergangenheit bei der Auswahl verirrt hat? Kliniken haben Bedarf für fokussierte Unterstützung im Wandel. Sie wissen zunehmend genauer, welche Ergebnisse sie benötigen und was sie an Berater delegieren. Der Kunde erwartet erprobte Vorgehen und eine gewisse Erfolgsgarantie. Referenzen spielen daher eine zentrale Rolle und sind sicherlich ein geeignetes Auswahlkriterium.
In Kliniken entscheidet oft ein Gremium mit divergierenden Interessen und wenig Übereinkunft über die Ziele. Dann geht es in den Sondierungen mit den Beratern folglich mangels Übereinkunft zu wenig um das Ergebnis, das am Ende des Projektes steht. Die klarste Zusammenarbeit herrscht dann, wenn der Auftraggeber sich selbst darüber im Klaren ist, was er will. Je stärker die Vorstellungen beider Partner – Auftraggeber und Berater – um so mehr profitieren beide voneinander bei der gemeinsamen Durchführung eines erfolgreichen Projektes.
Aufträge ablehnen
KMA: Hand aufs Herz – denn bei dieser Frage ist nun besondere Ehrlichkeit gefragt: Welche Aufträge würden Sie nicht annehmen, sondern auf ein anderes Beratungshaus verweisen – und warum?
Bei uns ist das eine Frage der Werte. Wenn wir nicht im Einklang mit unseren Werten beraten können, verzichten wir auf den Auftrag. Und dies ist nicht nur so daher gesagt – gerade diese Unabhängigkeit macht für uns ein hohes Maß an Freiheit und Zufriedenheit in einem jeden Tag sehr fordernden Beruf aus. Wir erarbeiten individuelle Lösungen für und mit unseren Kunden und stehen dafür, diese bei Bedarf auch bei der Umsetzung zu begleiten. Es ist ein großer Unterschied, ob Dinge auf Papier lösbar sind oder die Menschen von Anfang an mit auf die Reise genommen werden. Nachhaltige Lösungen erreichen wir, wenn wir gemeinsam mit den Menschen die Ziele verfolgen und nach unseren Werten handeln.
Die Eisenhower Regel hilft, langfristige Ziele und Strategien besser und schneller zu erreichen. Dazu braucht es Mut zum Nein sagen und aktiven Verzicht. Beratung im Krankenhaus bietet für den Berater wie für den Kunden Herausforderungen und Chancen zugleich.
Das Interview mit Dr. Elke Eberts führte Romy König (KMA).