Extrinsische Motivatoren fördern bestimmtes Verhalten und verstärken es positiv. So werden fokussiert Ziele erreicht. Doch das hat auch eine Schattenseite.
Extrinsische Motivatoren können als Belohnung für korrektes Verhalten funktionieren. So tun Menschen Dinge, für die sie nicht von innen heraus motiviert sind, für die sie jedoch gutes (Schmerzens-) Geld oder andere Anreize erhalten. Es geht um die berühmte Karotte, die einem vor die Nase gehalten wird, um zu bestimmtem Tun zu bewegen. Aus welchem Beweggrund die Dinge getan werden – aus eigenem Antrieb heraus oder für die Belohnung bzw. Vermeidung von Strafe – scheint keine große Rolle zu spielen. Hauptsache die Konditionierung funktioniert…
Dass dies doch nicht so einfach ist, zeigt das Leben. Etwa bei Musikern, die ihr Hobby zum Beruf machen. Wenn sie kommerziell erfolgreich werden und sich immer mehr dem hingeben, was das Publikum von ihnen will, geht die initiale Freude an der Musik verloren. Extrinsische Motivatoren werden zum Problem, wenn zu sehr auf sie fokussiert wird und unerwünschte Nebenwirkungen der Verstärkung von außen nicht bedacht werden.
Die folgende Geschichte veranschaulicht den Mechanismus auf belustigende Weise:*
In Nordamerika gab es einen pfiffigen Unternehmer. Mit seiner Idee eines Trainings zur Reinlichkeit für in Städte gehaltene Hunde verdiente er sich in kurzer Zeit eine goldene Nase. Hundebesitzer, die einmal einen Welpen erzogen haben, wissen, wie mühsam es ist, den Welpen davon abzuhalten, sich auf der teuren Auslegware zu erleichtern. Dieser Unternehmer garantierte nun, jeden Hund in drei Tagen stubenrein zu bekommen, sodass er seine Geschäfte nur noch draußen verrichtet. Und da er dieses fast unglaubliche Versprechen in der Tat einhielt, boomte sein Geschäft mit dem Geschäft.
Das Geheimnis seines Erfolges lag in der Verstärkung gewünschten Verhaltens durch extrinsische Motivatoren. Er oder ein Mitarbeiter führte den Hund des Kunden auf der Straße zu einem Baum oder zu einem kleinen Stück Rasen und wartete, bis das Tier sich entleert hatte. Dann gab er entzückte Schreie von sich, machte Luftsprünge, reckte begeistert die Faust, führte einen Freudentanz auf und stimmte eine fröhliche Melodie an. Manchmal schlug der Trainer sogar ein Rad. Kurzum, er legte höchsten Enthusiasmus an den Tag und feierte die Exkremente des Hundes mit einem Elan, der seinesgleichen sucht. Und es funktionierte! Der Hund spürte, dass er da jemanden sehr, sehr glücklich gemacht hatte. Und in drei Tagen gewöhnte er sich an, sein Geschäft nur noch draußen zu verrichten. So stark wirkt die Verstärkung bei jungen Tieren in der Prägephase.
Mit der Zeit kam der Hundetrainer aber in Schwierigkeiten. Einige seiner Klienten nahmen nämlich mit ihrem Hund zusammen auf dem Sofa Platz, um sich im Fernsehen American Football anzuschauen. Dann erzielte ihr Team einen spektakulären Touchdown. Herrchen sprang vom Sofa auf, machte Luftsprünge, reckte begeistert die Faust, führte einen Freudentanz auf und stimmte eine fröhliche Melodie an. Und nun raten Sie mal, was der Hund da tat…
Extrinsische Motivatoren und ihre Schattenseite
An der Geschichte hätte Maslow seine Freude gehabt, der seine Forschung auf intrinsische Bedürfnisse ausrichtete. Wie sie zeigt, haben extrinsische Motivatoren unerwünschte Nebenwirkungen. Es ist zwar möglich, durch äußere Anreize Verhalten schneller zu verändern. Doch am Ende bleibt fraglich, ob sich so wirklich Zeit sparen lässt. Die Welpen haben sich gut beeinflussen lassen. Für wahres Verstehen und Lernen gibt es jedoch keine Abkürzung. Die Welpen wurden durch den schnellen Prozess überrumpelt und konnten das Gelernte nicht verarbeiten. Später zeigte sich das Problem. Die Zeit, die man in das Lernen investiert, ist keine vertane Zeit. Manchmal ist der vermeidlich mühsame Weg, neues Verhalten zu lernen und zu trainieren – ohne Manipulation durch extrinsische Motivationen – doch der nachhaltigere. Vielleicht auf die lange Sicht sogar der einzige….
* Aus Brahm, Ajahn (2015): Der Elefant, der sein Glück vergaß – Buddhistische Geschichten, um Freude in jedem Moment zu finden, Lotos Verlag, München, 2015, S. 18.