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Zweifel und Trotz: Stärken und Bestärken in der Veränderung

von Mrz 11, 2017Impulsgeschichten

Erfolg und Scheitern liegen nahe beieinander. Manchmal müssen wir durch eine Phase des Zweifel und Scheiterns, um Trotz zu entwickeln und auf neuem Wege erfolgreich zu werden.

 

Zweifel sind normal, denn Erfolg und Scheitern liegen nahe beieinander.

Manchmal müssen wir durch eine Krise gehen, bevor wir auf unserem Weg erfolgreich sind. Dazu braucht es eine große Portion Selbstbewusstsein und Vertrauen in sich. Und eine gewisse Hartnäckigkeit, sich nicht vom eigenen Vorhaben abbringen zu lassen. Zweifel und Trotz sind wunderbare Ressourcen, um den eigenen Weg weiter zu verfolgen. Das fällt nicht wirklich leicht. Doch die Welt wäre um einiges ärmer, gäbe es nicht immer wieder Menschen, die uns genau das vormachen. Die Geschichte zeigt uns, dass sich der Weg mit allen seinen Höhen und Tiefen am Ende gelohnt hat.*

Erfolgreich gescheiterte Männer

  • Nach Fred Astaires ersten Probeaufnahmen notierte der Aufnahmeleiter von MGM 1933 über die spätere Top5 der Filmlegenden und Stepptänzer: „Kann nicht singen, kann nicht schauspielern, hat eine leichte Stirnglatze, aber kann ein wenig tanzen.“ Astaire bewahrte diese Notiz über seinem Kamin in seinem Haus in Beverly Hills.

  • Die Eltern des berühmten Opernsängers Enrico Caruso wollten, dass er Ingenieur werde. Sein Lehrer sagte, dass er keine Stimme habe und nicht singen könne.

  • Walter Elias „Walt“ Disney wurde wegen einem Mangel an kreativen Ideen von einer Zeitung gefeuert. Er ging mehrere Male bankrott, bevor er mit seinen Zeichentrickfilm Imperium, Fernsehproduktionen und Disneyland mehrfacher Milliardär wurde.

  • Top-Verkäufer Colonel Harland wurde mehrmals wegen seiner Aufmüpfigkeit gefeuert. Als er sich selbstständig machte, ging mit 65 Jahren pleite. Danach reiste er durch das Land und verkaufte frittierte Hähnchen. Nicht einmal zehn Jahre hat es gedauert, da hatte Harland ein riesiges Imperium aus 600 KFC-Läden aufgebaut.

  • Das Universalgenie Albert Einstein sprach nicht bis er vier war, und konnte nicht lesen bis er sieben war. Seine Lehrer beschrieben ihn als „geistig langsam… und immer in seine törichten Träume abschweifend.“ Er wurde von der Schule gewiesen, und ihm wurde der Zugang zur Technischen Hochschule Zürich verweigert.

  • Charles Darwin, Vater der Evolutionstheorie, wurde von all seinen Meistern und seinem Vater als gewöhnlicher Junge angesehen, eher unter der üblichen Norm des Intellekts.“

  • Verdienste des Chemikers und Mikrobiologen Louis Pasteur sind u.a. Impfungen gegen Infektionen, die Pasteurisierung, um Lebensmittel haltbar zu machen u.v.m. Dabei absolvierte er sein Baccalauréat im hinteren Feld nur mit Note „mittelmäßig“ in Chemie.

Frauengeschichten

Typisch männliche Erfolgsgeschichten? Von wegen, die Frauenbeispiele sind mindestens genauso eindrücklich:

  • Nach dem College jobbte „The Queen of Pop“, Madonna, bei Dunkin’ Donuts am Times Square in New York. Schon am ersten Tag wurde sie wegen ihrer Ungeschicktheit und ihres Umgangs mit Kunden gekündigt.

  • Bevor Star-Autorin Joanne K. Rowling ihren Durchbruch hatte, arbeitete sie bei Amnesty International in London als Sekretärin. Aber anstatt zu schuften, schrieb sie an einer Geschichte über einen jungen Zauberer namens Harry Potter. Wegen ihrem Mangel an Arbeitsmoral wurde sie gekündigt. Die arbeitslose Hausfrau blieb beim Schreiben. Sie gilt heute als eine der wohlhabendsten Schriftstellern der Weltgeschichte.

  • A. Margarete Steiff bekam mit 18 Monaten Kinderlähmung. Im Kuraufenthalt besuchte sie gegen den Willen der Eltern eine Nähschule. Trotz ihrer Lähmung wurde sie bald eine gute Schneiderin und ihr liefen die Kunden zu. Mit 30 Jahren eröffnete sie ein Filzgeschäft mit fest angestellten Näherinnen. Ihre Stofftiere verkauften sich auf dem Heidenheimer Markt gut. Ab 1901 wurden sie auch in die USA exportiert, was ihr einen Jahresumsatz von über 180.000 Mark bescherte.

  • Marie Curie konnte als Frau in Polen nicht studieren. Die finanzielle Situation ihrer Familie ließ kein Auslandsstudiums zu. So arbeitete Marie zunächst als Privatlehrerin, bevor sie sich 1891 in ein Physikstudium in Paris einschrieb. Sprachprobleme und Wissensrückstände waren eine Herausforderung. Sie arbeitete hart, lernte an der Sorbonne ihren Mann und wissenschaftlichen Partner kennen. 1903 erhielten die beiden für ihre gemeinsame Forschung radioaktiver Strahlung den Nobelpreis für Physik. Nach seinem Tod übernahm sie seinen Lehrstuhl. Sie war damit die erste Frau, die an der Sorbonne lehrte und später die erste Professorin. 1911 wurde ihr der Nobelpreis für Chemie verliehen.

  • Katharina die Große wurde als 14-Jährige mit dem russischen Thronfolger und späteren Kaiser Peter III. verlobt und verheiratet. Das Paar entwickelte keinen Bezug zueinander. Doch Katharina – als späteres Ehrenmitglied in der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften– behielt ihre Lebenslust, war vielseitig interessiert, las historische und politiktheoretische Werke wie Montesquieu und Voltaire. Nachdem sie mit der Politik ihres Gemahlen nach seiner Thronübernahme nicht einverstanden war, plante sie 1762 mit Vertrauten einen Staatsstreich, ließ den Zaren abdanken und sich zur Zarin und Alleinherrscherin Russlands ausrufen. Sie regierte das Land 34 Jahre lang. Sie ist die einzige Herrscherin, der in der Geschichtsschreibung der Beiname die Große verliehen wurde.

  • Mary Ward machte es sich zu ihrer Berufung, Kloster und Tagesschulen zu gründen, um Mädchen aus einfachen Verhältnissen zu unterrichten und zu erziehen („Englische Fräulein“). Lebenslang kämpfte sie um die päpstliche Anerkennung ihrer Institution, wurde aber immer wieder verleumdet und der Rebellion gegen den die päpstliche Autorität bezichtigt. Sie bleibt ihrem Ziel allen Widerständen zum Trotz bis zum Tod 1645 treu. Der von ihr gegründeten Gemeinschaft wird 2003 approbiert und darf sich heute nach dem Wunsch der Gründerin „Congregatio Jesu“ nennen.

  • Angela Merkel galt lange als „Kohls Mädchen“ bis sie mit ihrem Ziehvater brach und sich im Parteispenden Skandal Ende 1999 offen gegen ihn stellte. Das hätte das Ende ihrer politischen Karriere bedeuten können. Sie schaffte es, sich auf ihre Weise durchzusetzen und ist seit 2005 amtierende erste Bundeskanzlerin.

Den Zweiflern zum Trotz 

Die Listen der Protagonisten ließen sich beliebig verlängern. Sie zeigen eindrucksvoll, was Menschen leisten können, wenn sie den Bewertungen anderer trotzen und ihren Leidenschaften und Talenten folgen. Vielleicht ist es manchmal gerade der Trotz, sich selbst zu behaupten und es den Zweiflern zeigen zu wollen, der den unbedingten Ehrgeiz in der einen Sache noch weiter anschürt? Hätten sie mit dieser Intensität für ihr Ziel gelebt, wenn es keine äußeren Zweifel gegeben hätte? Zweifel sorgen dafür, bedacht zu handeln. Doch sie dürfen nicht so viel Raum bekommen, dass sie uns das Ruder aus der Hand und uns die Entscheidung abnehmen. So unangenehm sie auch sind: Zweifel gehören zu den großen Entscheidungen im Leben dazu. 

Sollten Sie gerade in einer zähen Phase stecken und an ihrem Vorhaben zweifeln oder Gefahr laufen, sich von ewigen Zweiflern den Mut nehmen zu lassen, nehmen Sie die „Zwei“-fel dankbar an. Zweifel deuten darauf hin, dass wir eine für uns (lebens-) wichtige Entscheidung treffen bzw. getroffen haben bei der es mindestens „zwei“ Weichenstellungen gibt. Es hängt für uns etwas an dieser Entscheidung, das über das Hier und Jetzt hinaus geht. Entweder fürchten wir uns vor der Zukunft oder wir hadern noch mit der Vergangenheit. Wenn wir die Zweifel (und die mit ihnen verbundenen Gefühle) in Ruhe ansehen, können wir uns fragen, wovor sie uns schützen wollen. Aber auch, was wir zu gewinnen haben. Die beste Haltung, um sich von Zweifeln nicht blockieren zu lassen, ist, dass sie nur das Beste für uns wollen. Sie sind immer auch Begleiterscheinungen des Mutes.

 

Geschichte wird im Rückblick geschrieben

Vielleicht führen genau die Zweifel zur reflektierten Entscheidung, den eigenen Weg aller Widrigkeiten zum Trotz zu verfolgen. So ist es etwa 1969 auch den Machern von Woodstock gegangen… Ist der Erfolg da, ist alles Geschichte. Die Zweifel sind dann schnell vergessen, weil es sich im Nachgang so stimmig anfühlt. Wenn Sie mal wieder Gefahr laufen, zu “verzweifeln”, dann denken Sie wertschätzend an die Kraft, die Zweifel und Trotz in Bewegung setzen können.

Unsere Zweifel sind Verräter und häufig die Ursache für den Verlust von Dingen, die wir gewinnen könnten, scheuten wir nicht den Versuch.
William Shakespeare

 

* Die Liste männlicher Vorbilder stammt aus Jack Canfield und Mark V. Hansen: Hühnersuppe für die Seele – Geschichten, die das Herz erwärmen, Verlagsgruppe Random House GmbH, München, 1996, S. 252.