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Klaus Schmeh (1. Aufl. 2007)

von Feb 22, 2024Buchtipps

Klaus Schmeh: Das trojanische Pferd, Klassische Mythen erklärt, Rudolf Haufe Verlag, Freiburg.

Griechischer Götterhimmel

Die für das abendländische Denken richtungsweisende griechische Philosophie entthronte ab ca. 600 v. Chr. den großen griechischen Götterhimmel und sagte der Schicksals- und Abergläubigkeit der antiken Welt ab. Doch die griechische Mythologie hat ihre Faszination bis heute nicht verloren.

Gaia – Uranos

Die Entstehung der Welt kann in der griechischen Mythologie mit der Entstehung der Götter gleichgesetzt werden. Bekannteste Quelle hierfür ist die Theogonie von Hesoid. Laut dieser entstanden am Anfang aus dem Chaos zuerst Gaia (Mutter Erde), Tartarus (Unterwelt), Eros (Liebe), Erebos (Finsternis) und Nyx (Nacht). Gaia erschafft aus sich selbst Pontos (Meer), Ourea (Berge) und Uranos (Himmel). Und sie gebar Nachkommen mit Uranos: die 12 Titanen (Riesen in Menschengestalt), einäugige Zyklopen, hundertarmige Hekatoncheiren. Sie alle sind unsterbliche Götter anders als die Giganten (Mischwesen aus Menschen und Schlangen) und Erinnyen. Uranos gilt als erster und gefürchtetster Herrscher über die Welt, bis er von seinem Sohn Kronos (Väterchen Zeit bzw. Sensemann) entmannt wird. Von dort an herrschen die Titanen mit dm Titanen Kronos an der Spitze über die Welt.

Kronos – Rhea

Uranos verfluchte die Familie, indem alle Söhne der Familie ihre Väter stürzen sollten. Kronos verschlingt daraufhin jedes Kind, sobald es von seiner Gemahlin und Schwester Rhea geboren worden ist.[1] Als Rhea aber Zeus erwartet, bittet sie Gaia, ihn zu verstecken. Als Zeus herangewachsen ist, lässt er Kronos ein Brechmittel geben, sodass er die verschlungenen Kinder erbricht. Zeus stürzt dann mit den befreiten Geschwistern die Titanen.

Zeus – Hera

Mit Zeus beginnt nun die Herrschaft der olympischen Götter.[2] Die 12 olympischen Götter, die Olympier, gelten in der griechischen Mythologie als Hauptgötter: Zeus, Hera (seine Gattin und Schwester), 3 weitere seiner Geschwister und 7 seiner Kinder zogen auf den Olymp (griech.= Himmel, Hohe, Felsen), den höchsten Berg Griechenlands, und teilten die Herrschaft auf. Aus Wut über die Verbannung der Titanen zeugte Gaia die sterblichen Giganten, die den Olymp stürmen sollten. Die Giganten starben in ihrem Größenwahn alle gewaltsam oder wurden eingesperrt. Gaia als Urgöttin und große Muttergöttin der griechischen Götterwelt stützt stets jene, die sich gegen die herrschenden Götter der Welt auflehnen. So stellt sie das Sein immer neu in Frage.

Praktisches Mythenwissen in übersichtlicher Aufbereitung

Um den griechischen Schöpfungsmythos geht es bei Klaus Schmeh nicht. Vielmehr stellt er auf je einer Doppelseite 72 weitere Mythen und ihre Bedeutung vor. Hier eine Begriffsauswahl zum Testen Ihres Wissens:

Mythologisch

  • Herkulesaufgaben – Herkules, Sohn von Zeus und Hera, hatte 12 Aufgaben zu lösen, um sein Massaker zu sühnen. Die Aufgaben – wie Hydrakampf, Ausmisten des Augirasstalls – löste er teils mit List. 
  • Phönix aus der Asche – Die Legende haben die Griechen von den Ägyptern.
  • Panik – Der Hirtengott Pan (halb Mensch, halb Ziegenbock) verbreitet panische Angst. Von Pan hat der Teufel seine Hörner.
  • Büchse der Pandorra – Ist sie geöffnet, kann sie nicht mehr geschlossen werden. Das Unheil nimmt seinen Lauf
  • Argusaugen – Da der Riese Argus Dutzende Augenpaare hat, ist man bei ihm unter ständiger Beobachtung. 
  • Archillesferse – Achilles Mutter tauchte ihn in Unverletzlichkeit bis auf die Ferse, an der sie ihn. Als Paris Pfeil die Ferse traf, verblutete Archilles und starb.
  • Pygmalion – Der Bildhauer ist in seine eigene Statue vernarrt.
  • Hybris – Die Nymphe (Göttin) Hybris ist voll Hochmut und Überheblichkeit.
  • Sisyphus und Tantalus – Helden der griechischen Sage setzen sich gerne über Willen der Götter hinweg und zahlen dafür ihren Preis – wie Sisyphus-Arbeit und Tantalus Qualen zeigen.
  • Ariadnefaden – Ariadnes Faden hilft, aus dem Labyrinth wieder hinauszufinden.
  • Damokles Schwert – Es weist bereits auf die Schattenseite von Ruhm und Reichtum.
  • Zankapfel – Die nicht zur Hochzeit von Archilles Eltern eingeladene Zwietrachtsgöttin Eris löst den trojanischen Krieg aus. Denn Paris entscheidet sich als Richter für Aphrodite als die hübscheste und bekommt dafür die Liebe der bereits verheirateten Helena.
  • Trojanisches Pferd – Nach 9 Jahren Belagerung Trojas überbringt Odysseus, Hauptfigur von Homers Ilias und Odyssee, den Trojanern ein Holzpferd als vermeintliche Siegestrophäe und schleust so Elitekrieger in die Stadt. Kassandra (personifizierter Pessimismus) sagte dies vorher, aber die Trojaner glaubten ihr nicht.
  • Mentor – Während der Abwesenheit Odysseus im Trojanischen Krieg und auf der anschließende Irrfahrt (Odyssee) durch das Mittelmeer war Mentor seinem Sohn ein väterlicher Freund.

Geschichtlich

  • Drakonische Aufgabe – 621 v.Chr. bekam Drakon den Auftrag, alle griechischen Gesetze zu verschriftlichen und legte so die Basis für mehr Rechtssicherheit und Gerechtigkeit der Urteile.
  • Gordischer Knoten – Alexander der Große (356-323 v. Chr.) löste der Legende nach mit seinem Schwert den gordischen Knoten und wurde Herrscher eines der drei antiken Weltreiche (Kleinasien, Perserreich, Imperium Romanum).
  • Phyrrus-Sieg – Ein mit massiven Verlusten teuer erkaufter (vorläufiger) Sieg. Triumvirat – Das 1. Triumvirat war ein Zweck-Bündnis der Römer Julius Cäsar, Pompejus, Crösus. Ähnlich das 2. Triumvirat von Octavian (nannte sich später als erster römischer Kaiser Augustus), Antonius und Lepidus – nach 10 Jahren gemeinsamer Terrorherrschaft bekämpften sie sich gegenseitig.
  • Gang über den Rubikon – Julius Cäsar traf die unrevidierbare Entscheidung und überschritt mit seinem Heer 49 v.Chr. den Grenzfluss Rubikon. Damit löste er den römischen Bürgerkrieg gegen Pompejus aus. Er bekam dadurch bis zu seinem Tod für 5 Jahre kaiserähnlichem Stand.
  • Scherbengericht – Im 5. Jhd. v. Chr. verhinderte das Scherbengericht, dass einzelne Herrscher zu mächtig wurden.
  • In dubio pro reo – Vom 8.-1. Jhd. v. Chr. war Griechenland Hochkultur. Von Römern geschlagen, die bis ins 5. Jhd. n. Chr. wichtigste Militärmacht der Antike waren, verschmolzen Griechisches und Römisches. Das römische Rechtswesen war fortschrittlich („keine Strafe ohne Gesetz“, „beide Seiten sind zu hören“, „was nicht in den Akten dokumentiert ist, ist nicht“, „im Zweifel für den Angeklagten“).
  • Orakel – Mit dem Ende des römischen Reiches verschwinden die Orakel (wer eine innere Stimme hört, braucht kein Orakel). Die Sibyllen (Wahrsagerinnen) überlebten noch etwas länger.
  • Antike olympische Spiele – Mit dem Christentum wurden im 4. Jhd. die olympischen Spiele wegen ihres kultischen Hintergrunds nach mehr als 1.000 Jahren eingestellt.
  • Spartanisch – Spartas militärische Überlegenheit geht auf die eisernen Erziehungsmethoden der Spartaner zurück.
  • Heureka – In Extase über seinen Geistesblitz schreit Archimedes „Ich habs“.

 

[1] Vgl. „Chronos und Kairos: Von Fokus und Timing„. Anders als Kronos  spielt der von ihm verschluckte Sohn Kairos (rechter Augenblick) in der griechischen Mythologie allenfalls eine Nebenrolle. Erst durch die bronzene Plastik des Lysipp am Hofe Alexander des Großen rückte Kairos in den olympischen Götterhimmel nach. In der Ikonologie rückt Kairos zunehmend in die Nähe von Hermes, dem schnellen Götterboten, und Tuche, der Fügung des Zufalls.

[2] Griechische Götter bilden menschliche und naturphänomenologische Eigenschaften ab. Sie wurden in der Antike als historische Figuren betrachtet, die einst mit den Menschen interagiert haben. Deshalb sind die Geschichten und Sagen um sie oft an reale Orte wie Griechenland geknüpft. 

Schmeh, Klaus (2007): Das trojanische Pferd, Klassische Mythen erklärt, Rudolf Haufe Verlag, Freiburg.


 

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