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Helden des Alltags feiern: Freude an der Menschlichkeit

von Mrz 15, 2011Impulsgeschichten

Ein weiser Mann sagte, jede Gesellschaft sei nach ihrer Menschlichkeit zu beurteilen. Nämlich wie sie ihre scheinbar am wenigsten gesegneten Mitglieder behandle.

Ein Vater erzählt die Geschichte seines Sohnes, der nicht so lernfähig wie andere Kinder ist und die Dinge nicht so verstehen kann wie andere. Einmal kam er mit ihm am Baseballplatz vorbei. Dort spielten Jungs, die sein Sohn kannte, und er wollte gerne mitspielen. Der Vater wusste, dass die meisten Jungen seinen Sohn nicht in der Mannschaft haben wollten. Er ging also ohne große Erwartungen auf einen der Jungen auf dem Spielfeld zu und fragte, ob sein Sohn mitspielen könnte. Der Junge schaute sich um und sagte: „Wir haben schon sechs Runden verloren. Wir werden versuchen, ihm beim neunten Inning an den Schläger kommen zu lassen.“ Also setzte sich der Sohn auf die Mannschaftsbank und zog stolz ein Trikot an. Mit Wärme im Herzen schaute der Vater zu und die Jungen sahen, wie sich der Vater freute. Das Spiel lief jetzt ´besser für die Jungs.

Im neunten Inning spielte der Sohn dann im Feld mit. Auch wenn keine Schläge in seine Richtung gelangten, war er begeistert, dass er dabei sein durfte. Er grinste bis über beide Ohren, als der Vater ihm zuwinkte. Das Team holte noch einen Punkt. Dann kam der Sohn an die Reihe. Würden sie ihm in diesem Moment den Schläger überlassen? Der Vater war völlig überrascht, sein Sohn bekam den Schläger. Jeder wusste, dass ein Treffer so gut wie unmöglich war, denn der Sohn konnte den Schläger gar nicht richtig halten. Und so nahm das Wunderbare seinen Lauf: Der Pitcher merkte, dass die gegnerische Mannschaft in dem Moment nicht gerade auf den Sieg aus war und warf den Ball so vorsichtig, dass der Sohn ihn zumindest treffen konnte. Beim 1. Pitch schlug er vorbei, beim 2. schlug er zurück zum Pitcher. So dass der ihn ohne Anstrengung zum ersten Baseman hätte werfen können. Der Sohn wäre rausgeflogen, das Spiel wäre zu Ende gewesen.

Der Lauf seines Lebens

Aber stattdessen warf der Pitcher den Ball über den Kopf des ersten Basemans und außer Reichweite der anderen Spieler. Die Jungen trieben den Sohn an, loszulaufen und er schaffte es bis zur First Base. Alle riefen: „Lauf weiter“. Der Sohn holte tief Atem und lief unbeholfen, aber voller Stolz weiter. Als er um die Ecke zur zweiten Base bog, hatte der rechte Feldspieler den Ball, er war der kleinste Junge im Team, der jetzt seine erste Chance hatte zu glänzen. Er hätte den Ball dem zweiten Baseman zuwerfen können. Aber er hatte verstanden, was der Pitcher vorhatte, und so warf auch er den Ball absichtlich ganz hoch und weit über den Kopf des dritten Basemans. Also rannte der Sohn wie im Delirium zur dritten Base. Alle riefen: “Lauf weiter, lauf weiter”, der gegnerische Shortstop wies ihm die Richtung. Als er auch die dritte Base geschafft hatte, waren die Spieler beider Teams auf den Beinen und riefen: „Lauf nach Hause!” Und er lief.

Als er auf die Platte trat, wurde er als Held gefeiert. „An diesem Tag”, so sagte der Vater, „brachten die Spieler beider Teams ein Stück wahrer Liebe und Menschlichkeit in seine Welt.” Der Vater meinte: „Wenn ein Kind geistig und körperlich behindert zur Welt kommt, dann entsteht die Möglichkeit, wahre menschliche Natur in die Tat umzusetzen. Es liegt nur daran, wie Menschen Kranke und Behinderte behandeln. Mein Sohn hat in seinem viel zu kurzen Leben nie vergessen, wie es war, ein Held zu sein, mich so glücklich zu sehen und zu Hause von der Mutter als ihren kleinen Helden umarmt zu werden.“

Menschlichkeit und Liebe

Ein bisschen von dem Gefühl durften auch wir erleben, als wir im letzten Jahr zusammen mit unseren Kindern die Läufer beim „Vulpius-Lauf der besonderen Kinder“ zum Zieleinlauf haben anfeuern können. Erfolgt hängt immer vom Maßstab ab. Gemeinsame Erfolge zu feiern stiftet Solidarität…

Ein weiser Mann sagte einmal, jede Gesellschaft sei danach zu beurteilen, wie sie ihre scheinbar am wenigsten gesegneten Mitglieder behandle. Wir haben in jedem Moment die Wahl: Geben wir ein bisschen Liebe und Menschlichkeit an andere weiter oder verpassen wir die Chance, unsere Welt ein bisschen wärmer zu machen? Die Gesellschaft kann viel von Kindern mit ihrer Vorurteilslosigkeit und Offenheit lernen.

So wie etwa die europäischen Missionare, die den Kindern der Aborigines das Fußballspiel beibringen wollten. Sie scheiterten darin fast ein Jahr lang. Da die Kinder einfach keinen Sinn darin fanden, das andere Team zu besiegen statt den Ausgleich der Tore auf beiden Seiten zu feiern.*

[*] Vgl. Hartmann, Thom (2000): Unser Ausgebrannter Planet: Von der Weisheit der Erde und der Torheit der Moderne, Riemann. Als Kulturbeispiel auch angeführt in https://krankenhausberater.de/impuls/news/management-im-wandel-von-medizin-und-management/.


 

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