Warum ist Provokativer Humor – richtig dosiert – eine wahre Wundermischung für schnelle leichte Veränderung? Wie schafft er Anregung auf der Sachebene und Anerkennung auf der Beziehungsebene?
Provokativer Humor für schnelle, leichte Veränderung.
Kurt Lewin beschreibt im 3-Phasen-Modell der Veränderung dass zu jeder Veränderung das Ablösen von alten Gewohnheiten und nach einem Übergang das Ankoppeln an neues Denken und Tun gehört. Frank Farelly überwindet Widerstand gegen Veränderung mit provokativem Humor auf ungewöhnliche Art: Wer über sein Verhalten lachen kann, ist schon mitten im Löseprozess und hat es bereits so gut wie hinter sich gelassen. Es ist das Lachen, dass wohltuende Distanz zu sich selbst schafft, wenn der provokative Impuls richtig wirkt. Schauen wir uns das Wirkprinzip an einem Gedankenspiel an.
Stellen Sie sich vor: Wir sitzen in einem Airbus A380. Sie sind der Pilot. Wir fliegen ca. 11.000 Meter über dem Meeresspiegel. Es ist der erste Flug mit einem Flugzeug dieser Größe und Ihnen wird unerwartet schlecht. Sie haben das Gefühl, die Maschine nicht mehr kontrollieren zu können. Sie wissen nicht mehr den Kurs. Obwohl Ihnen die Flugstrecke vertraut ist. Sie schwitzen. Ihr Mund wird trocken. Ihr Herz schlägt schneller. Gut wenn Sie jetzt einen guten Therapeuten haben, der Sie schnell raus aus dieser Klemme führt…
1. therapeutisches Prinzip: Zutrauen in die vorhandenen Ressourcen
Es besteht unbedingtes Zutrauen, dass Sie mit Ihren Ressourcen mit ein bißchen Hilfe von der Seite die Lösung finden. Die Therapeutin sitzt mit Ihnen im Cockpit. Sie sitzen nebeneinander. Auch die Therapeutin ist Pilotin. Dass Sie fliegen können, steht außer Frage. Das Augenmerk liegt – wie bei allen Kurzzeittherapien – auf Ihren Stärken und Ressourcen. Die Therapeutin ist Expertin in einer anderen Sorte der Fliegerei – so eine Art Fachfrau für Flugspaß und Loopings. In Ihrer Not schauen Sie zu ihr. Sie lächelt Sie an und fordert Sie auf, zunächst auf Autopilot zu schalten und den Steuerknüppel aus der Hand zu geben. Dafür sitzt man ja auch zusammen im Cockpit. Den kleinen Zusatz, den Sie benötigen, um wieder auf Ihren Kurs zu kommen, den werden Sie jetzt bekommen.
2. therapeutisches Prinzip: Provokativer Humor
Povokativer Humor transportiert eine gewisse Respekt- und Distanzlosigkeit – in einem jedoch unbedingt empathischen und zugewandten Setting. Es bestehen verbale Berührungsängste vor unangenehmen Themen. Niemand redet gerne über sein Unvermögen, seine Makel.
Als Sie gefragt wurden, ob Sie den Airbus A380 fliegen wollen, hätten Sie schon etwas dazu sagen können, was Ihnen dabei gerade den Magen umdreht. Natürlich wissen wir, dass es besser wäre, unangenehme Themen anzugehen. Doch wird die Reaktion der anderen verletzen. Daher haben wir ein Verhalten entwickelt, dass andere uns, wenn überhaupt, dann höchstens vorsichtig und maßvoll darauf ansprechen. Das Vorsichts-Gebot, wird nun therapeutisch systematisch missachtet. Könnte es sein, dass der Flug Ihnen zu früh ist? Der Weg zur Toilette zu lang? Ob wir nun direkt, indirekt oder surreal Schwächen und Ängste ans Tageslicht zerren, wir bleiben dran. Das ist eine starke Provokation. Damit Sie die aushalten, machen wir das mit Humor.
Durch Lachen entsteht Abstand. Durch den Abstand kommt Entspannung. Wir nehmen die Situation bei aller Ernsthaftigkeit nicht allzu ernst. Sind Sie ein Mann? Sie Buschpilot! LoL. Tätschel, tätschel. Wie sind Sie mit dieser Riesenmaschine in die Stratosphäre gelangt? Konnten nüscht für? Da waren Sie bei einer schönen Frau und dann – Sie hatten anderes im Sinn – „Hex, hex“ befanden Sie sich in einem Riesenairbus. Upps…. Oder sind Sie eine Frau? Dann hatten Sie als Pilotin wohl den Max als Lotsen und plötzlich „Funkstille“. Sie beten zu Max, bis Sie ins Funkgerät schreien: „Melde Dich!“. Können Frauen alleine so hoch fliegen? Es heißt Peterchens Mondfahrt, nicht Gardis Sternentrip. Selbst wenn Gardi könnte, würde sie denn wollen? So ganz alleine? Alleine sein ist so grausam für Frauen, die gehen schon zu zweit auf Toilette, saacht man…
3. therapeutisches Prinzip: Nonverbale Zuwendung
Mit einer nonverbal zugewandten Körperhaltung und Präsenz wird die einfühlende Auseinandersetzung mit Ihren Klemmen weiter unterstützt. Daraus stärkt sich das Selbstbewusstsein. Hier schläft die Therapeutin nicht. So fliegen wir Möchtegern-PilotInnen durch die Stratosphäre und nehmen Sie, die Situation und gelegentlich auch die Therapeutin auf die Schippe. Auch wenn es lustig ist, lange dauert es nicht, bis die eigenen Schwächen und Makel nicht mehr wehtun. Irgendwann ist es soweit, der Schmerz ist vorbei. Sie wischen sich noch eine Träne aus dem Auge, greifen zum Steuerknüppel und sagen… „Alles klar, hab’s verstanden. Dann mach’ ich das mal wieder selbst.“
Humor – fördert gute Stimmung und leichte Veränderung
Dem Humor wird viel Positives nachgesagt. Er fördert die Kreativität, baut Stress ab und löst abrupt angespannte Situationen auf. Lachen mobilisiert Reserven zum Wechsel der Perspektiven. Die richtige Dosis Humor kann für gute Stimmung sorgen − wenn authentisch, spontan und wertschätzend eingesetzt. Wer hingegen penedrant oder im falschen Kontext Witze reißt, verscherzt es sich leicht.
Den Deutschen wird ja nicht viel Humor nachgesagt. Im Deutschen wird unter Humor nach Otto J. Bierbaum verstanden, „trotzdem zu lachen“. In dem „Trotzdem“ verbindet Humor Schwäche und Stärke auf konstruktive Art und Weise: Ein Lachen ist nur dann Humor, wenn es
- in einer Situation des Scheiterns auftritt,
- sich nicht gegen Dritte richtet und
- Hoffnung auf die Überwindung der Krise vermittelt.
Dabei ist die gekonnte Verstärkung der eigenen Schwäche eine wichtige Eigenschaft von humorvollen Menschen. Jemand mit Humor macht sich dümmer, als er ist und wird dadurch stärker, als er scheint.
Humor zum Stressabbau
Humor kann manchen Konflikt entschärfen.Er funktioniert v. a. über den Wechsel der Perspektive. Dinge einmal anders tun als gewohnt, in einer anderen Logik denken und der Geschichte einen anderen Ausgang geben, als es der Zuhörer erwartet − das bringt zum Lachen. Gelingt dies, kann es inspirieren. Und noch mehr: Wer miteinander lachen kann, der harmoniert und ist in der Lage die schwierigsten Themen auf der sachlichen und emotionalen Ebene produktiv zu regeln. Humor im Team sollte immer empathisch und einfühlsam eingesetzt werden. Eine Grundregel gelungener Kooperation ist: “Lasse dein Gegenüber gut dastehen.” Wenn ein guter Draht besteht, kann auch mal eine Situation oder ein Verhalten des Kollegen liebevoll überhöht werden.
Die Gefahr, dass Humor überhaupt nicht funktioniert, besteht dagegen, wenn Menschen noch keine tragfähige Beziehung aufgebaut haben. Dann gilt es erst einmal herauszufinden, was der andere mag und was ihn zum Lachen bringt. Im Zweifel lieber einmal mehr auf die Zunge beißen:
- Sarkasmus, Spott und Zynismus vertiefen bestehende Konflikte und entkoppeln von den wahren Gefühlen entkoppeln.
- Bei Scherzen, die andere Menschen betreffen oder berühren, muss stets spürbar sein, dass der Humor von einer positiven Grundhaltung getragen ist.
- Sich wiederholt über jemanden lustig zu machen ist nich lustig. Am besten unter vier Augen auf die Grenzüberschreitung hinweisen. Schweigendes Hinnehmen macht nur bald wieder zum Opfer des Spotts.
- Wenn doch ein Spruch in großer Runde herausrutscht, der besser unausgesprochen geblieben wäre, dann hilft nur eine ehrliche Entschuldigung beim Anderen.
Humor und Spontanität
Die meisten Menschen sind spontan, schlagfertig und humorvoll, wenn ihnen nur rechtzeitig Bescheid gegeben wird. Leider ist dies im echten Leben nur selten der Fall. Bei Humor kommt es v.a. auf den Kontext, an. Humor und Spontanität führen Gespräche zu ungeahnte Wendungen. Hierzu ist es nötig, ganz präsent zu sein und die innere Bremse zu lösen. Mut entwickeln und sich auf das Unerwartete zu freuen.
Menschen möchten sich selbst überzeugen. Durch den gelungenen Einsatz von Humor gelingt es oft sehr schnell, eine Distanz zum Problem herzustellen und selbst neue Perspektiven zu erkennen. Was der Mensch selbst für sich entdeckt hat, bewahrt er. Es kommt also darauf an, dem Anderen zu helfen, die Ansicht oder Absicht selbst zu entwickeln. Zentrale Impulse zum Wechsel der Perspektive können lösungsorientierte Fragen oder humorvolle Interventionen erreichen. Besonders wenn wir an den bestehenden guten Gründen des Anderen, und diese weiter stärken oder ergänzen können. Der Andere findet selbst den Schlüssel, sich vom Veränderungsschritt zu überzeugen und kommt sich nicht wie in einem Loriot Dialog vor…
Impuls von Fr. Dr. Astrid Kessler. Vgl. Asgodom, Sabine (Hrsg., 2013): Die besten Ideen für mehr Humor. Mit einem Impulsbeitrag von Stefan Ruhl & Elke Eberts. Gabal Verlag.
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