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Führung und Werkzeuge: Das Beispiel der Feuerwehr

von Dez 15, 2013Impulsgeschichten

Der Einsatz von bewährten Werkzeugen gibt uns Sicherheit im Alltag. Doch je nach Kontext können es auch falsche Werkzeuge in der eigenen Werkzeugkiste sein. Damit die Mittel nicht zum Zweck an sich werden, sondern Mittel zum Zweck bleiben, ist die situative Flexibilität in der Wahl der Mittel eine lebensnotwendige Kompetenz.

 

Werkzeuge der Führung

Widmen wir uns dem sprichwörtlichen Griff in die Werkzeugkiste. Oder besser gesagt: einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Werkzeuge. Tools zur Gestaltung von Veränderungen, Werkzeuge wie Mitarbeitergespräche, Kennzahlen oder ähnliches. In der Führung scheint der Einsatz eines gut bestückten Werkzeugkastens eine wichtige Ressource für den Erfolg zu sein. Wie oft wird doch bemängelt, dass in der Führung das grundlegende Handwerkszeug fehle. Exzellenz zu entwickeln bedeutet einfach, sich Schritt für Schritt einen Werkzeugkoffer zuzulegen, ihn zu füllen und zu pflegen, zu erweitern – und dann auch situativ das ein oder andere wieder auszusortieren. Schon Paul Watzlawick soll mit einer Metapher darauf gewiesen haben:

„Wer als Werkzeug nur den Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel…” 

Neben dem Beherrschen verschiedener Instrumente, gibt es einen weiteren Faktor für den Erfolg der Anwendung: die Flexibilität im Einsatz und die situative Entscheidung in der Wahl des einen Werkzeugs. Werkzeuge bieten Struktur und Orientierung. V.a. in Situationen hoher Unsicherheit und Komplexität, wie wir sie in der Führung haben. So vermittelt z.B. in Veränderungen die Change Architekturen und Projektplanungen situativ ein Gefühl von Steuerbarkeit. Doch situativ ineffektiven Werkzeuge, die vom Mittel zum Zweck zum Selbstzweck gemacht werden und an die sich die Menschen nur aus Angst vor der Orientierungslosigkeit und Ungewissheit klammern, stehen der Veränderung selbst in fataler Weise im Wege. Hier werden die Werkzeuge paradox.

 

Feuerwehr-Werkzeuge: Im fatalen Moment an den Tools festgehalten

Welche Folgen dies haben kann, hat Karl Weick an einem heftigen Beispiel dargestellt:[1]
1949 und 1994 kamen zwei Feuerwehr Teams in je ähnlichen Situationen ums Leben. Sie wurden beim Bekämpfen von Waldbrand von explodierenden Feuerstellen überrascht. In beiden Fällen wurde der Rückzug durch schwere Werkzeuge wie Schaufeln, Spritzen und Rucksäcke etc. verlangsamt. Trotz klarer Anweisungen, die Werkzeuge zurück zu lassen, ließen die Männer sie einfach nicht fallen. So kamen beide Trupps ums Leben…

Ein ähnliches Beispiel wird aus dem Militär berichtet: Marinesoldaten verweigern immer wieder den Befehl, beim Sinken des Schiffes vor dem Sprung ins Schlauchboot ihre mit Stahl beschwerten Stiefel auszuziehen. Diesem Befehl nicht Folge zu leisten, führt oft zum Ertrinken oder Durchlöchern des Bootes.

Weick hat sich mit den Befehlsverweigerungen der Feuerwehrleute – was analog für die Soldaten gilt – näher beschäftigt und folgende Thesen aufgestellt:

  • Ein Grund der Befehlsverweigerung ist die Halt gebenden Wirkung der Werkzeuge.
  • Es braucht Überwindung, sich von vermeidlicher Sicherheit zu verabschieden und den Fokus ganz auf den aktuellen Moment zu legen.
  • Dahinter steht auch die Illusion Macht der Routine: Etwas, was 100-mal das Leben gerettet hat, kann doch beim 101. Mal nicht zum Tode führen…
  • Zudem fehlen durch stetigen Fokus auf die traditionellen Tools alternative Erfahrungen.
  • Die Werkzeuge sind für die Feuerwehrleute identitätsstiftend. Ihr Wegwerfen kommt einem Versagen gleich.

 

Im Zweifel: Drop your Tools!

Als Fazit hat Karl Weick einen scharfen Appell für extrem veränderte Situationen verfasst:

„Drop your tools or you will die!“

Er meint dies metaphorisch als Appell für den Verzicht jeglichen dogmatischen Einsatzes bewährter Instrumente. Er stellt nicht den Sinn des Werkzeuges als solches in der Routine in Frage. Sondern es ist ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit in der situativen Wahl der Mittel: Ein Tool soll nie als Sicherheitsanker zum Selbstzweck werden, sondern stets Mittel zum Zweck bleiben. Die bewusste Entscheidung für oder gegen ein Werkzeug ist immer abzuwägen. Um flexibel zu bleiben, je nachdem was die Situation gerade erfordert.

Damit trifft Weick den Nagel auf den Kopf. Nur zu oft messen sich Experten mehr an der Schönheit der Schätze in ihrem Werkzeugkasten als an der situativ rechten Wahl des Arbeitsmittels für die Betroffenen und ihre Anliegen. Pflegen Sie darum Ihre professionellen Werkzeuge und hinterfragen Sie zugleich immer wieder beim Griff in die Kiste Zweck und Ziel des Einsatzes. Damit die Mittel nicht zum Zweck an sich werden, sondern Mittel zum Zweck bleiben.[2] Jedes gute Mittel wird bei Übertreibung des rechten Maßes schnell einmal zum Problem. Der Beispiele dafür gibt es viele, wie etwa auch der fatale Brand in der U-Bahn-Station King’s Cross lehrt. Die Experten mit den Werkzeugen in ihrem Kontext sind selten die Experten, die unter Stress in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit die Veränderung der Umwelt richtig einschätzen.

Vasa Syndrom

Ein ähnlicher fataler Denkfehler wird so auch als Vasa-Syndrom bezeichnet, abgleitet von einem weiteres Beispiel in dieser Reihe: die Vasa. Hier waren die Werkzeuge die Waffen. Der schwedische König Gustav II. Adolf von Schweden beauftragte als Kriegherr 1625 den Schiffbaumeister Henrik Hybertsson mit einem gigantischen Schlachtschiff, dessen bloßer Anblick die Flotte des persönlichen Erzfeindes Polen in die Flucht schlagen sollte. Die Bewaffnung sollte alles bislang Dagewesene übertreffen. Der Bauherr ordnete dafür in seinem Ego und Größenwahn fünf Monate nach Baubeginn kurzerhand ein zweites Kanonendeck an. So wollte er 64 Kanonen an Bord zu nehmen, was der Feuerkraft der gesamten polnischen Flotte entsprach. Statische Berechnungen dafür gab es dazu nicht, aber einem derartigen Prestigeprojekt zu widersprechen, wagte auch keiner der Schiffsbauer.

Durch das zweite Deck erhöhte sich der Schwerpunkt, wodurch das Schiff seine stabile Lage verlor und auf Wind und Ruderlage sensibel reagierte. Zudem erhöhte sich durch die Masse der Kanonen und zusätzliches Rumpfgewicht der Tiefgang derart, dass die Öffnungen für die unteren Kanonen bereits bei geringer Seitenneigung unter die Wasserlinie gerieten. Ein Test der Seiten-Stabilität kurz nach dem Stapellauf wurde abgebrochen, um Schlimmeres zu verhindern. Niemandem kam in den Sinn, Kanonen von Bord zu nehmen und Kanonenöffnungen zu schließen. Das Schiff wurde auf den Namen der schwedischen Königdynastie, Vasa, getauft und am 10.8.1628 auf Jungfernfahrt geschickt. Doch schon nach 1.300 Metern, beim ersten kräftigen Windstoß keine 20 Minuten später, versank das prächtigste und größte Schiff der königlich schwedischen Marine.

Was andere beeindrucken sollte, verschwand vor der Küste Stockholms erst einmal für 333 Jahre einfach von der Bildfläche. Nach ihrer Bergung ist sie heute das weltweit einzige Schiff aus dem 17. Jahrhundert und ist so doch noch Schwedens ganzer Stolz geworden..

An den Waffen liegt das weniger…

 

[1] Vgl. auch H. Roehl, B. Winkler, M. J.-Eppler, C. Fröhlich (Hrsg.): Werkzeuge des Wandels – die 30 bekanntesten Tools des Change Managements, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2012 S. 6 ff; Roehl, Heiko | Hass, Oliver | Belau, Malte (2017): Der Change-Navigator. 48 Frage- und Aktionskarten für wirksames Change Management, Verlagsgruppe Beltz, Weinheim.

[2] So wie nützliche Werkzeuge nicht in jedem Kontext die richtigen sind, haben etwa auch extrinsische Motivationen ihre Schattenseiten.

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann.

Dann war in Wirklichkeit die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, gar nicht gegeben. Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat.

 

8.

Marshall B. Rosenberg sagte dazu: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“

Zeit zum Nachspüren lassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist und Zuhören, Raum halten.

Stress/ Notfallprogramm: Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat…

wenn Beziehung nicht trägt, geht Sicherheit verloren…

Ein Ansatz kann dann sein, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch kurz die Zeit nehmen, eine andere Strategie mit dem Anfrager zu entwickeln, wie das dahinterliegende Bedürfnis anderweitig erfüllt werden könnte. Auf Ebene der vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment, was aber nicht heißen muss, dass es keine andere Lösung gibt, wenn wir zusammen darüber nachdenken.

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen, das ist das, was in Menschen lebendig ist.

Mit der Zuversicht, dass im Austausch unabhängig vom Ausgang eine neue tiefe Beziehungerfahrung liegt. Ein emotionaler Ausdruck, der emphatisch gehört wurde.

Hier sind mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Energiefluss, Vibrationsenergie/ Lebendigkeit erhöht (bei Blockaden hilft erst einmal Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern).

nicht im Widerstand und In Negativität, kein Leid erschaffen

mit mit vb. dun dem was in mir gerade lebendig ist Verantwortung übernehmen

Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Geschlossene Fragen helfen hier nicht weiter beim Erkunden

Angebote im Hier und Jetzt 

sich ggs. sehen und Lösung finden. Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin (und er auch mal sein eigenes mirzuliebe Parkt)

als Drohung, Vorwürfe und Urteile ebenso Rechtfertigung hören (statt als Selbstkundgabe) – ist keine gleiche Augenhöhe – emphatisch übersetzen, weg vom Denken hin zum Bedürfnis

im Grund kämpft jeder nur, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden, die auch auf den Tisch kommen sollen

nebeneinander stehen lassen (kein ja aber)

gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen

wenn klare Bitten fehlen wächst die Gefahr, aneinander vorbeizureden

Bedürfnisse sind auf dem Tisch, gemeinsame Lösung finden

  einladen zum Gespräch mit offener Frage…

  • Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis hören oder als empathische Vermutung ausdrücken und wenn das geklärt ist, für beide passendere Strategie finden
  • Widerstand gegen die Strategie auflösen

Thomas-Strategie: Beziehungsaussage – dann erst Selbstkundgabe (Anregung und Perspektiverweiterung) auf Inhaltsebene

Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch  auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen

Bevor Argumente auf Sachebene ankommen (Aufwand etc.), sind Bedürfnisse (des anderen) zu hören. In diesem Fall, die Beziehung zu klären.

Axiom: Bedürfnisse sind universal gültig, insb. von Person, Zeit und Ort unabhängig.

An den Anfang entspannt die Frage stellen: Würdest du dir jetzt gleich die Zeit nehmen, dich mit mir hinzusetzen und klären, was du dir von mir wünschst?

Aufrichtigkeit braucht Empathie. Sicherheit geben, der andere wird gehört und anerkannt.

Mit Energie aufeinander zu treffen, mit Energie zu spielen, da steckt eine Sehnsucht nach emotionaler Lebendigkeit drin, wo wir keine Strategien haben,  in einem verbundenen Raum. 

wir setzen uns wegen einer Lapalie hin und reden über unsere Bedürfnisse, holen sie ins Leben

[1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.


 

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