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Klein, Sebastian | Hughes, Ben (2019)

von Mai 3, 2023Buchtipps

Der Loop Approach: Wie Du Deine Organisation von innen heraus transformierst, Campus Verlag.

Die Pädagogik weiß seit langem: Lernen geschieht in Schleifen, in Loops. In jeder Schleife wird Erkenntnis vertieft und verinnerlicht. Die Reflexion ist für die Entwicklung essentiell. Lernen ist daher mehr als Einübung von Routinen außerhalb der Komfortzone. Lernen ist ein Prozess, in dem reflektorisch immer neue Erkenntnis geschaffen wird.[*]

So hat uns der Loop Approach neugierig gemacht: Wie lässt sich das Erkenntnisprinzip auf organisationales Lernen übertragen? Unstrittig ist, dass sich starre hierarchische Organisationen transformieren müssen, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennen. Für den Loop Approach werden dabei Teams als zentraler Baustein begriffen. Bei ihnen wird angesetzt, um die Transformation des Systems als Ganzes anzustoßen. Statt der üblichen Programme für Führungskräfte durchlaufen im Loop Approach ganze Teams einen strukturierten Prozess. Teams sollen sich so selbst mit den zentralen Elementen der Zusammenarbeit befassen (z.B. mit Rollen, Meetings, Konflikten, Feedback). Jedes Team nimmt sich einige Tage aus dem Alltag, um den Beginn der gemeinsamen Lernreise anzustoßen. 

Transformation der Organisation in Loops

Der gesellschaftliche Wandel ist rasant in seinem Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Wie lässt sich im Kontext der hierarchischen Organisation mehr Agilität und New Work wagen? Und wie lässt sie sich von inneren heraus flexibilisieren? Selbstorganisation meint die Fähigkeit von Teams, selbstbestimmt Probleme zu lösen. Hierarchie und Vorgaben werden stark reduziert. Dies kann gelingen, wie der Loop Ansatz etwa bei Audi, Deutsche Bahn und Telekom zeigt. Es braucht dazu, dass das Unternehmen Vertrauen in seine Mitarbeiter und ihre kollektive Intelligenz legt. Wenn sie Entscheidung delegiert und ein Framework für Selbstorganisation aufsetzt. Um am Ende dynamischer auf situativen Wandel reagieren zu können und anschlussfähiger für die junge Generation zu werden. 

Der Loop Ansatz beschreibt so eine Transformation hin zu mehr Selbstorganisation Ihrer Teams. Der soziale Wandel der Arbeit rüttelt an den bisherigen Grundfesten des Modells der Zusammenarbeit. Er kann sich auf dem Weg weg von starren Hierarchien hin zu mehr Dialog mit den Teams und zu effektiveren Netzwerken einstellen. Für den Einstieg gilt, sich der Bedürfnisse von Teams, was sie beschäftigt und was sie voneinander brauchen bewusst zu werden. Und es bedarf der Auseinandersetzung mit dem neuen Mindset. Geteilte Werte dürfen entstehen. Kern eines Loops ist die Selbstermächtigung der Teams durch ein je zweitägiges Trainingsprogramm in drei Modulen für den Prozess hin zu mehr Selbstorganisation. So werden die einzelnen Teams auf Lernreise geschickt.

Kern des Loop Ansatzes

Dies transparent – bildlich in einer Landkarte und ausformuliert in einem Rahmenwerk – als Loop darzustellen, ist die zentrale Leistung des Buches. So bietet es begleitend zum Prozess Orientierung bei der Durchführung des Programms und Klarheit, wie Zusammenarbeit künftig strukturiert sein soll.

Jedes Team hat zu Beginn die Frage nach seinem Wozu, klare Rollen und die klassischen Fragen der Teamentwicklung (wie etwa GRIP) zu klären. Vision, Ziele, Strategie im strategischen Rahmenwerk zu explizieren. Die Beiträge des Einzelnen und die Arbeit als Team ist zu reflektieren. Wenn hier Spannungen auftreten, ist dies auf Arbeitsebene konstruktiv zu lösen. Und hier ist zu betrachten, wie einander die Bälle zugespielt werden. Es geht etwa um die persönliche Selbstorganisation, die Meeting- und Entscheidungsformate im Team. Und auch um den Einsatz geteilter Tools in der vernetzten Zusammenarbeit, um Information und Wissen zu teilen, statt Wissenssilos zu bewahren. Ebenso ist Feedback in der Selbstorganisation elementar – situativ unter vier Augen wie auch systematisch offen in der Gruppe. Um miteinander Lösungen zu entwickeln, zu reflektieren und zu evaluieren. 

Am Ende eines Loops kann das Team die Reise mit dem gefüllten Koffer an Formaten und Werkzeugen zu Feedbacks, Meetings, Konfliktfähigkeit, Zusammenhalt durch stabile Strukturen usw. in der Praxis selbst verstetigen und selbstorganisiert das Lernen fortsetzen.

Fazit

Ihren beraterischen Ansatz haben Klein | Hughes in ein respektables Denkmodell eingebettet. Und wie ihr Kundenstamm zeigt funktioniert der Weg von der Personenzentriertheit in Organisationen hin zu mehr Strukturen auch in per se starren Großorganisationen. Weg von Entscheidungsmonopolen, hin zu mehr Rollenprofessionalität. Als systematischer Weg der vielen kleinen Schritte. Die Aufmachung des Buches ist mit vielen Bildformaten erfrischend anders. Viele begriffliche Schlüsselunterscheidungen treffen wir in unserer Praxis anders, doch das lässt sich leicht übersetzen und ausdifferenzieren.

So dürfte das Buch interessant sein für Organisationsentwickler, die auf der Suche nach einem praktischen Leitfaden für den Prozess der Transformation im Kulturwandel sind. Prof. Schmitz-Winnenthal jedenfalls hat das Loop-Konzept genutzt, eine selbstorganisierte chirurgische Station nach dem Loop-Prinzip zu initiieren. Er und sein Team haben 2023 eine Lernreise gestartet, das Miteinander in der Medizin anders zu denken und neu zu gestalten. Zuvor schon wurden die Teammitglieder auf New Work im Krankenhaus vorbereitet und wurden 3-4 Monate in selbstorganisiertem Arbeiten inkl. neuer Gesprächs- und Meetingformate trainiert. Für die Chefs bedeutet das nun Loslassen, Vertrauen, dass die Weichen gut gestellt sind, dem Team Vertrauen schenken und einfach mal machen lassen. Es wird anders werden!

Klein, Sebastian | Hughes, Ben (2019): Der Loop Approach: Wie Du Deine Organisation von innen heraus transformierst, Campus Verlag


 

Buchtipp – für noch mehr Inspiration

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