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Lerneinheit Quick Wins im Wandel – Von positiven Ausnahmen

von Okt 21, 2019Blogs

Was lässt sich von Jerry Sternin und wie er die Unternährung von Kindern im Vietnam bekämpfte über erfolgreichen Wandel und das Thema Quick Wins im Wandel lernen? Können nicht immer positive Ausnahmen analysiert? Kann nicht immer von Erfolgen gelernt werden? Sollten Lösungen nicht möglichst immer von den Betroffenen gemeinsam erarbeitet werden und daraus Rituale für morgen geschaffen werden, um die Nachhaltigkeit des Wandels zu stärken?

 

Positive Ausnahmen – Quick Wins im Wandel

Jerry Sternin wurden über die Organisation „Save the Children“ von der Regierung in Vietnam eingeladen, die Mangelernährung der Kinder im Land zu bekämpfen.* Er las sich in das Thema ein, bekam einen kleinen Stab an Mitarbeitern, aber kaum Ressourcen. Als er so mit Frau Monique und Sohn in Vietnam ohne Kenntnis der Landessprache ankam, wurde er vom Außenminister empfangen. Doch nicht gerade offen, sondern mit dem klaren Hinweis: Ihre Visa gelten 6 Monate. Könnten sie dann einen Erfolg nachweisen, würde die Regierung entscheiden, die Visa zu verlängern. Jerry Sternin war klar: An den Gründen der Mangelernährung – fehlende Hygiene, unsauberes Wasser, Armut – würde er in einem halben Jahr mit den spärlichen Mitteln nicht viel ausrichten können. Problem Denken konnte ihn nicht wirklich weiterbringen. So sparte er sich weitere Analysen, um die Ursachen des Mangels zu erforschen.

Erfolge statt Misserfolge analysieren: Lernen von positiven Ausnahmen

Stattdessen nahm Sternin alle Helfer und die Mütter eines Dorfes zusammen. Mütter sind instinktiv motiviert, ihre Kinder gut zu versorgen. Gemeinsam mit Sternin maßen und wogen sie die Kinder. Viele der Kinder waren so mangelernährt, dass ihr Überleben gefährdet war. Gemeinsam suchten sie nach der Vermessung die positiven Ausnahmen heraus: gesunde Kinder, die größer und besser genährt waren als die meisten anderen Kinder im jeweiligen Alter. Dann erkundeten sie, was die Familien dieser Kinder anders machten, und suchten so nach umsetzbaren Lösungen, an denen sich andere arme Familien in ähnlicher Lage orientieren könnten.

Über viele Dutzende von Gesprächen zeichneten sich die Erfolgsstrategien ab: Die Mütter der positiven Ausnahmen gaben ihren Kindern die gleiche Menge Reis über den Tag zu essen wie andere Mütter – jedoch in drei bis vier statt in nur zwei Portionen über den Tag verteilt. Die von Mangel gezeichneten Mägen konnten kleinere Mengen Nahrung einfach besser verarbeiten. Die gesünderen Kinder aßen nicht aus einer Schüssel für alle, sondern wurden individuell stärker zum Essen motiviert. Auch bekamen sie Kraut von Süßkartoffeln sowie Garnelen und Krabben von den Reisfeldern unter das Essen gemischt. So erhielten diese Kinder die benötigten Proteine und Vitamine, die andere nicht bekamen. Zudem wuschen sich die Familien häufiger vor dem Kochen und vor dem Essen die Hände mit Seife. Ansätze zur Lösung waren so gefunden und sie kam aus dem Dorf selbst heraus.

Lösungen gemeinsam erarbeiten statt importierte Lösungen überstülpen

Um die Gewohnheiten aller Mütter in diesen Punkten zu verändern, entwarf Jerry Sternin ein Programm für zunächst fünfzig mangelernährte Familien. So wollte er zeigen, dass die Familien es alleine erreichen konnten, die Mangelernährung mit einem guten günstigen Essen zu vermeiden und ihre Kinder gesünder zu halten. Über das Eintrainieren der Routine sollten sie merken: Es ist nicht schwer. Ich kann das alleine tun. Im sozialen Druck der Gruppe fiel es zudem leichter, sich neue Gewohnheiten zuzulegen. In Zehnergruppen trafen sie sich täglich, um gemeinsam zu kochen. Sie wuschen sich die Hände mit Seife und kochten gemeinsam Reis mit Garnelen, Krabben und dem Kraut von Süßkartoffeln. Am Ende bewirkten die Kochgruppen, dass sich die Essgewohnheit im Dorf veränderte. Sechs Monate nach Sternins Ankunft in dem vietnamesischen Dorf waren 65% der Kinder besser ernährt – und blieben es auch. 

So schaffte es Jerry Sternin, dass er die Lösung vor Ort selbst fand und eine relativ kleine leichte Veränderung für die Betroffenen weit reichende Auswirkungen auf ein großes Problem hatte. Die Visa der Sternins wurde verlängert und sie konnten weiter wirken. Der Erfolg wurde nach und nach auf 14 Dörfer ausgedehnt. In diesen wurden dann laufend Menschen aus unterschiedlichen Teilen Vietnams trainiert. So gelang es, dass das Programm 2,2 Mio. Vietnamesen in 265 Dörfern erreichte. Mit einem Minibudget schaffte es Jerry Sternin, die Mangelernährung weitgehend zu beseitigen. Und das, ohne ein Experte auf dem Gebiet der Ernährung zu sein und ohne mit vorgefertigten Antworten im Koffer zu starten. Er suchte einfach nur die positiven Ausnahmen im Alltag. Statt Monate lang nachzudenken und Probleme zu analysieren, fokussierte er sich auf das, was im Moment schon im Kleinen im Alltag funktionierte.

Neue Gewohnheiten nachhaltig eintrainieren

Er wollte etwas verändern. Und das ging leicht, nachdem er der Mehrheit eine klare Richtung der positiven Ausnahmen aufzeigen konnte, der jeder einfach folgen konnte. Er konzentriert sich nun v.a. darauf, wirksame Rituale für die Kochgewohnheiten von morgen einzuführen. Eine spätere Untersuchung der Emor University in Atlanta bestätigte noch einmal, dass die Ergebnisse von Jerry Sternins nachhaltig wirken und auch Jahre später die Ernährung der Kinder deutlich verbessert geblieben war.

[*] Vgl. TED Talk von Monique Sternin, Januar 2019;
Heath, Fred Chip/ Heath, Jeffrey Dan (2019): Switch: Veränderungen wagen und dadurch gewinnen!, S. Fischer Verlag Frankfurt a.M., 4. Auflage, hier S. 35-41.


 

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