0621 | 44596656 info@ruhl-consulting.de

Lerneinheit Change Management – Vom 5 Phasen Modell der Veränderung

von Dez 16, 2013Blogs

Das 5 Phasen Modell von van Haastrecht/ Scheepbouwer zeigt, wie fundamentale Veränderungen systematisch umgesetzt werden können. Ein Phasenmodell des Problemlösens…

 

5 Phasen fundamentaler Veränderung

Es gibt Menschen, die davon träumen, in fremde Länder zu reisen oder ihren Job an den Nagel zu hängen, um etwas Sinnvolles zu tun. In die Tat setzen nur wenige ihre Träume radikal um. Hohe Ziele und fundamentale Veränderungen zu erreichen braucht einen langen Atem, ist mit Zweifeln, Mühen, Bedürfnisaufschub verbunden. Wille und Energie sind nötig. Es stellt sich die Frage: Wie lässt sich der Weg gehen, ohne sich auf dem Weg zu verlieren? Van Haastrecht/ Scheepbouwer schlagen ein strukturiertes Vorgehen entlang eines 5 Phasen Modell der Veränderung vor.

1. Schritt: Ziel klären

Veränderungen, die nur an der Oberfläche kratzen, sind „Alibi“-Projekte. In fundamentalen Veränderungen geht es um den Übergang in eine neue Organisation, darum, neu zu denken. Und da kann Widerstand nicht ausbleiben. Projekte lohnen ihren Kraftaufwand oft nur, wenn ihr Nutzen hoch genug ist und fundamentale Änderungen eintreten. Die Entscheidung dafür muss sowohl von der Spitze als auch von der Basis der Organisation mitgetragen werden. Dies gilt es systematisch vorzubereiten, statt einfach loszulaufen. Das bedarf einer Projektorganisation mit adäquater Ausstattung an Zeit und Ressourcen und einer transparenten Kommunikation, Einbindung und Erwartungsabgleiche.

2. Schritt: Ist Analyse und Problem identifizieren

In einer knappen Analyse werden Hypothesen ausgearbeitet und ein Rahmenwerk geschnürrt. Das Führungsteam soll ein gemeinsames Bild von der Ausgangslage und dem erwünschten Ergebnis gewinnen. Wesentlicher ist die Kommunikation, um ein gemeinsames Verständnis vom Problem zu erzielen.

3. Schritt: Konzeption

In Lösungswege und deren Abstimmung soll genug Zeit investiert werden. Das Wissen des Teams und von Fachexperten soll genutzt werden. Durch die Diskussion der Strategie ist nicht nur mit besseren Lösungen zu rechnen, sondern die Beteiligten erarbeiten v.a. eine gemeinsame Vorstellung. Die Entwicklung der Lösung startet früh im Projekt, um langwierige Analysen zu vermeiden, die nur für das Papier sind. Am Ende soll der Weg überzeugen.

4. Schritt: Quick Wins

Jede neue Phasen wird vom Gremium freigegeben. Es zentrale Maßnahmen festzulegen, die „Bewegung ins Spiel“ bringen. Viele Veränderungen sind mit subjektiven Nachteilen für den Einzelnen verbunden. Was es zu vermeiden gilt ist, dass der Einzelne nur Nachteile hat und objektiv nichts Positives aus der Veränderung für ihn resultiert. Auch wenn es kaum etwas anzubieten gibt – das offene und ehrliche Gespräch mit den Betroffenen ist auf lange Sicht immer der beste Weg. Mit Einwänden zu arbeiten, hilft Stolpersteine früh aus dem Weg zu räumen und Lösungen auf Schwächen hin abzuklopfen. So ist in der Umsetzung die Konzentration auf nötige Interventionen und gute Kommunikation möglich.

5. Schritt: Gemeinsame Umsetzung und stetige Bewertung der Ergebnisse

Im Prozess des Übergangs zeigt sich, ob die Rahmung gut gestaltet und auf die richtigen Persönlichkeiten gesetzt wurde. Ob sich Verhalten der Menschen ändert. Weil sich z.B. die Umwelt ändert und Rückfallsperren ins Alte bestehen. Dafür braucht es Führungskräfte mit Empathie und einer Klarheit. Die Aufgabe des Projektteams liegt nun v.a. im gegenseitigen Rückenstärken und Coachen, den Veränderung durchzuführen geht an die Substanz. Es gibt keine tiefe Veränderung ohne Widerstand. Mehr noch – bleibt der offene Widerspruch aus, so ist das ein Warnsignal. Die Veränderung wird eventuell nicht ernst genommen und die Mitarbeiter haben sich zum „Aussitzen und Abwarten“ verabredet. Die Frage, um den Übergang zu bewältigen ist: Wie geht man konstruktiv mit Widerstand um, statt gegen ihn zu arbeiten?

  • Valide Argumente bewerten und die ursprüngliche Lösung ggf. adjustieren.
  • Widerstand enthält meist eine verschlüsselte emotionale Botschaft. Wenn Menschen sich gegen Sinnvolles oder Notwendiges sträuben, haben sie oft Befürchtungen, Bedenken oder Angst. Wird Widerstand angenommen, dann kann Zutrauen in die Bewältigung der Veränderung entstehen. Dann ist ein großer Schritt getan.

Lesen Sie The Art of Change – der Weg ins gelobte Land zum Urbild wirksamer Führung durch den Veränderungsprozess uns das  klassische 3 Phasen Modell der Veränderung von Kurt Lewin.

* Vgl. Van Haastrecht/ Scheepbouwer (2012): Umdenken im Management, Fünf Schritte, Probleme anders zu lösen;

sowie Nachschlagewerke für Change Management wie

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann. Dann war die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, nicht gegeben.

Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat. Die Zeit zum Nachspürenlassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist, Zuhören, Raum halten. Wenn der Bittende in seinen Konflikt nicht so reflektiert ist, sich selbst Einfühlung zu geben, braucht er die Empathie des Zuhörers.  Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin. Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen haben.

 

8. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Marshall B. Rosenberg erkannte: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“ 

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen. Das ist das, was in Menschen lebendig ist. Ein Ansatz Nein zu sagen und gleichzeitig in der Verbundenheit zu bleiben, ist daher, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, eine andere Strategie im Hier und Jetzt mit dem Anfrager zu entwickeln. Solange gemeinsam einen Weg zu erkunden, wie die dahinterliegende Bedürfnis beider Seiten erfüllt werden können. Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Hier sind mitunter mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Auf Ebene der mit der Bitte vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment. Das muss aber nicht heißen, dass es keine andere gemeinsam getragene Lösung gibt. So gesehen bleibt es beim autonomen Nein zur anfänglichen Bitte, die nicht für beide Seiten stimmig ist. Aber der Dialog endet immer mit einem Ja zur Verbindung  durch achtsame Anerkennung der Bedürfnisse aller Seiten. Im dialogischen Austausch selbst liegt dann eine neue tiefe Beziehungerfahrung. Statt im Widerstand und In Negativität zum Nein bzw. zur Bitte zu sein, wird kein Leid erschaffen, sondern es entsteht eine höhere warme Herzensenergie, indem beide miteinander mit ihrer Lebendigkeit in Kontakt kommen.

 

9. Umgang mit Blockaden

Gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen. Selbst wenn ich diese Verbundenheit will, sich gegenseitig in seinen Bedürfnissen zu sehen und Lösungen zu finden, ist das nicht immer sofort möglich:

  • Ich bin selbst nicht in meiner Kraft und in der Lage mich auf den Klärungsprozess einzulassen. 

  • Man hat sich in ein Ja-Aber-Gefecht mit Urteilen, Drohung, Schuldvorwürfe und Urteile so- verfahren, dass im Moment nicht auf die Ebene der Bedürfnisse vorzudringen ist. Obwohl im Grunde jeder nur darum kämpft, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden.
  • Die Beteiligten brauchen Zeit zum Nachspüren, bevor die gemeinsame Lösung sich entwickeln kann.

Bei solchen Blockaden hilft erst einmal der Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern und Dankbarkeit für die Ehrlichkeit. Für den Moment tritt jeder für sich ein und man lässt die Differenz stehen ohne sie persönlich zu nehmen. Ein Wiederanschließen ist dann leichter zu einem späteren Zeitpunkt aus Distanz zu den kraftraubenden Emotionen möglich. 

Die Aufrichtigkeit des Neins braucht Empathie für beide Seiten. Das gibt die Sicherheit, einander zu hören und anzuerkennen. Dahinter steck eine enorme Kraft der Verbundenheit: Die Bedürfnisse werden ins Leben geholt und schaffen lebendige Beziehungen. In dieser Haltung fließt jedes Einstehen für sich selbst letztlich sogar in eine Vertiefung der authentischen Verbindung zwischen Menschen.

So steht am Ende der Bitte das Danke.

    [1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.

    [2] Axiom der GFK: Bedürfnisse sind universal gültig, insbesondere unabhängig von Person, Zeit und Ort, sonst sind es Strategien.


     

    Inspiration durch Impulse

    Die digitale Transformation vernetzt und verändert unsere Welt. Wissen wird schnell in z.T. höchster Qualität virtuell geteilt. Einfach nur ins Web gestellt. Es kann so laufend in immer neuen Kontexten neu verknüpft werden. Immer neue Inspiration regt die Reflexion, den Abgleich der eigenen Sinne und soziale Interaktion an. Wir leisten da bewusst einen Beitrag, wo es von der Oberflächlichkeit weg um Vertiefeng der Gedanken geht. Um Lösungen in die Umsetzung zu begleiten. Von Mensch zu Mensch, Face to face. Wir freuen uns, wenn es Sie erreicht.

    Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie 4x im Jahr unsere neuen Beiträge des letzten Quartals auf einen Blick bequem per Mail.