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Das Loch in der Straße: Ich gehe eine Straße entlang

von Dez 15, 2012Impulsgeschichten

Das Loch in der Straße ist eine anschauliche Metapher für unsere Lernkurven im Leben: Um im Leben wirklich weiter zu kommen und über sich selbst hinaus zu wachsen, gilt es, neue Wege zu verinnerlichen und nicht ewig in die gleichen Fallen zu tappen… 

Für viele Menschen liegt zwischen den Jahren eine Zeit der Reflexion und Verinnerlichung. Kaum eine Zeit markiert in unserem Kulturkreis so klar, was wir im Alltag oft missachten: die Pausen. Zwischenräume und -zeiten, die uns von einem zum anderen geleiten. Von dem was war, zu dem was kommt. In denen wir uns bewusst mit uns selbst verbinden. Erst das Unterbrechen von Gewohntem und Innehalten führt uns zu Erkenntnis, Erfahrungen und Weisheit im Leben. Solange wir aber die Dinge nicht verinnerlichen, kann es In der Lernspirale recht lange dauern, bis wir aus der Routine heraus finden und endlich nicht mehr in die alten Fallen tappen. Was hier passiert, veranschaulicht die Metapher Das Loch in der Straße aus dem tibetischen Totenbuch vom Leben und Sterben von Sogyal Rinpoche:*

  • Ich gehe die Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich falle hinein.
    Ich bin verzweifelt.
    Es ist nicht meine Schuld.
    Es dauert endlos wieder herauszukommen.
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig, ich tue so, als sähe ich es nicht.
    Ich falle wieder hinein.
    Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
    Aber es ist nicht meine Schuld.
    Immer noch dauert es sehr lange wieder herauszukommen. 
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es.
    Ich falle noch einmal hinein… aus Gewohnheit.
    Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.
    Es ist meine eigene Schuld.
    Ich komme sofort heraus.
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang.
    Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
    Ich gehe darum herum.
  • Ich gehe eine andere Straße.

 

Was das Loch in der Straße uns sagen kann

Unser Verstand sieht schon lange klar und weiß, was wir vermeiden sollen. Zu erkennen, was die Falle bzw. das Loch auf unserem Weg ist, gelingt uns wie von selbst. Es fühlt sich einfach nicht gut an, dort hineinzutappen. Es hindert uns, unseren Weg gerade zu gehen. Doch das Wissen um das Loch hilft wenig weiter. Es dringt einfach nicht zu uns durch. Die Gewohnheit hält uns auf den vertrauten Spuren fest. Doch das Loch verschwindet ja nicht. Uns gelingt es im Routine Modus nicht, mit dem Loch umzugehen und den Blick auf einen neuen Weg zu richten. Sich wirklich zu verändern, ist ein Prozess für uns Menschen, dem ein aktives Unterbrechen des Gewohnten voraus geht. Manchmal braucht es einen Impuls mehr, um der eigenen Betriebsblindheit zu entkommen. Mit neuen Erfahrungen aber beginnen wir, neue Muster zu bahnen…

 

Zitate zur Philosophie des Lochs

„Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist. Das Loch ist Kompagnon des Nicht-Lochs: Ein Loch allein kommt nicht vor… Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch… Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden.“ [Kurt Tucholsky, 1931, Nota bene]

„Das Merkwürdigste an einem Loch ist der Rand. Er gehört zum Etwas, sieht aber beständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs… festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsere Sprache ist von Etwas-Leuten gemacht…“ [Kurt Tuchoslsky,1975, Zur soziologischen Psychologie der Löcher. In: Gesammelte Werke Bd. 9., S. 152-153.]

„Wenn die Welt voll ist, gibt es keinen Raum für Bewegung – und somit für Wandel, der eine Art von Bewegung ist.“

 

Das Loch in der Straße kennen wir allzu gut. Eine Begebenheit aus dem Leben:

  • Unsere pubertierende Tochter kommt nach Hause und wir fragen sie, wie es in der Schule war. Sie sagt “Gut.” Punkt. Keine Bereitschaft, uns in ihre Erlebnisse hinein blicken zu lassen. Also fragen wir nochmal nach, da wir gerne an ihrem Leben teilhaben möchten. Die Quittung lautet: “Mama/ Papa. Ihr nervt.” Ein Gespräch kommt nicht in Fluss.
  • Anderer Tag, gleiche Frage “Wie war es in der Schule?”. Die gleiche Antwort “Gut”. Jetzt fragen wir aber nicht nochmal nach, sondern stellen konkretere Fragen, z.B. nach dem Lateintest. Nach fünf Minuten gefühlter Ausfragerei, wieder die Bestätigung: “Mama/ Papa. Ihr nervt.” So richtig inspirierend war das Gespräch nicht.
  • An einem anderen Tag denken wir daran, nur nicht wieder in die “Wie war es in der Schule?” Falle zu tappen. Also fragen wir nur kurz: “Und?”. Die Antwort “Was, und?”. “Was gab es in der Schule?”. Mist. Die Falle schnappt schon wieder zu. Die Antwort: “Könnt ihr es mal lassen? Ich will jetzt meine Ruhe haben. Ihr nervt.” Endlich reift die Erkenntnis, es macht  doch gar keinen Sinn, unsere Tochter direkt nach beim Betreten der Wohnung mit Fragen zu überfallen. Sie möchte erst einmal einen Augenblick Ruhe haben.
  • Neuer Tag, neue Chance. Unsere Tochter kommt strahlend nach Hause. Da rutscht sie uns schon wieder heraus – die Frage  “Und wie war’s?”. Wir merken es sofort und ärgern uns. Da hält sie uns einen Instagram Bilderspruch mit folgendem Wortwechsel unter die Nase: “Und wie war es?” – “Gut.” – “Wahnsinn. Wenn Du erzählst habe ich immer das Gefühl, dabei gewesen zu sein.” Wir lachen alle zusammen über uns selbst.
  • Wiederum an einem anderen Tag. Sie kommt nach Hause. Wir sagen “Schön, dass du da bist.” Sie strahlt.

Von Pubertierenden und der Gleichwertigkeit ihrer Bedürfnisse lässt sich viel lernen.

Lernen braucht nur eben seine Zeit – je älter wir werden, desto mehr meinen wir manchmal. Wenn zur Erkenntnis der passende Impuls hinzukommt, dann können wir aus der Sisyphus-Falle austreten und Schritt für Schritt auf der Lernkurve neue Wege einüben. Lassen Sie uns auch andere Straßen entdecken… Lernen findet ganz gewiss kein Ende.

 

* Nach der Autobiographie in 5 Kapiteln vom buddhistischen Mönch Nyoshul Khenpos, zitiert in Sogyal Rinpoche: Das tibetische Totenbuch vom Leben und Sterben: Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod.

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann.

Dann war in Wirklichkeit die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, gar nicht gegeben. Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat.

 

8.

Marshall B. Rosenberg sagte dazu: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“

Zeit zum Nachspüren lassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist und Zuhören, Raum halten.

Stress/ Notfallprogramm: Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat…

wenn Beziehung nicht trägt, geht Sicherheit verloren…

Ein Ansatz kann dann sein, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch kurz die Zeit nehmen, eine andere Strategie mit dem Anfrager zu entwickeln, wie das dahinterliegende Bedürfnis anderweitig erfüllt werden könnte. Auf Ebene der vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment, was aber nicht heißen muss, dass es keine andere Lösung gibt, wenn wir zusammen darüber nachdenken.

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen, das ist das, was in Menschen lebendig ist.

Mit der Zuversicht, dass im Austausch unabhängig vom Ausgang eine neue tiefe Beziehungerfahrung liegt. Ein emotionaler Ausdruck, der emphatisch gehört wurde.

Hier sind mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Energiefluss, Vibrationsenergie/ Lebendigkeit erhöht (bei Blockaden hilft erst einmal Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern).

nicht im Widerstand und In Negativität, kein Leid erschaffen

mit mit vb. dun dem was in mir gerade lebendig ist Verantwortung übernehmen

Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Geschlossene Fragen helfen hier nicht weiter beim Erkunden

Angebote im Hier und Jetzt 

sich ggs. sehen und Lösung finden. Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin (und er auch mal sein eigenes mirzuliebe Parkt)

als Drohung, Vorwürfe und Urteile ebenso Rechtfertigung hören (statt als Selbstkundgabe) – ist keine gleiche Augenhöhe – emphatisch übersetzen, weg vom Denken hin zum Bedürfnis

im Grund kämpft jeder nur, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden, die auch auf den Tisch kommen sollen

nebeneinander stehen lassen (kein ja aber)

gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen

wenn klare Bitten fehlen wächst die Gefahr, aneinander vorbeizureden

Bedürfnisse sind auf dem Tisch, gemeinsame Lösung finden

  einladen zum Gespräch mit offener Frage…

  • Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis hören oder als empathische Vermutung ausdrücken und wenn das geklärt ist, für beide passendere Strategie finden
  • Widerstand gegen die Strategie auflösen

Thomas-Strategie: Beziehungsaussage – dann erst Selbstkundgabe (Anregung und Perspektiverweiterung) auf Inhaltsebene

Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch  auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen

Bevor Argumente auf Sachebene ankommen (Aufwand etc.), sind Bedürfnisse (des anderen) zu hören. In diesem Fall, die Beziehung zu klären.

Axiom: Bedürfnisse sind universal gültig, insb. von Person, Zeit und Ort unabhängig.

An den Anfang entspannt die Frage stellen: Würdest du dir jetzt gleich die Zeit nehmen, dich mit mir hinzusetzen und klären, was du dir von mir wünschst?

Aufrichtigkeit braucht Empathie. Sicherheit geben, der andere wird gehört und anerkannt.

Mit Energie aufeinander zu treffen, mit Energie zu spielen, da steckt eine Sehnsucht nach emotionaler Lebendigkeit drin, wo wir keine Strategien haben,  in einem verbundenen Raum. 

wir setzen uns wegen einer Lapalie hin und reden über unsere Bedürfnisse, holen sie ins Leben

[1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.


 

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