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Lerneinheit Brainstorming Moderation – Von Kreativität und neu zu Denken

von Jun 5, 2016Blogs

Worauf ist bei der Moderation von Brainstorming zu achten?  Wie kann frei und neu zu denken als kreative Ressource im Brainstorming entwickelt werden? Wie werden bei der Bewertung von Ideen alte Denkmuster durchbrochen?

 

Moderation von Brainstorming

Brainstorming ist geeignet, um gerade in Gruppen neu zu denken und zu neuen kreativen Ideen zu kommen. Wenn der Prozess gut moderiert wird. Entwickelt wurde die Methode bereits in den 1940-er Jahren von Alex F. Osborn [1]. Der Name Brainstorming hat sich auch für andere Techniken weiter verbreitet und die Methode wurde oft modifiziert. Heute existieren diverse Kreativitätstechniken, die sich sehr gut alleine für sich oder effektiver noch in Gruppen einsetzen lassen. Ziel ist es, anzuregen, Out of the Box, außerhalb der üblichen Rahmen neu zu denken. Um echte neue Ideen zu entwickeln. Im Prozess werden starre Muster im Denken aufgebrochen. Im entspannten Klima lassen sich die Protagonisten auf neues Denken und neue Lösungen ein. Für die Leitung und Einhaltung des Prozesses sorgt eine Moderation.

Moderation Phase 1: Ideen sammeln und strukturieren ohne zu bewerten

Bis alle Sinne offen sind, braucht es Zeit. So kann ein Impuls zur Einstimmung gut sein. Danach geht es in der ersten Phase i.Allg. 5-30 Minuten um das freie Sammeln von Ideen. Vorstrukturierte Fragen zum Thema können den Prozess anstoßen und am roten Faden entlang leiten (offenes oder halbstrukturiertes Brainstorming). Das Thema wird durch Beiträge von allen Seiten her beleuchtet. Dabei fördert es der Moderator, Ideen aufzugreifen, zu kombinieren, auszubaut und zu diversifizieren. Jeder kommt zu Wort. Niemand monologisiert. Der Moderator sorgt für kurze Beiträge, das gegenseitige Anschließen an Ideen und ein ordentliches Tempo. So sucht die Gruppe im Brainstorming neue gemeinsame Perspektiven. Bauch ist hier wichtiger als Ratio. Daher wird ins Unreine gesprochen, Kreativität gefördert. Es darf lustig sein und gelacht werden. Dagegen schadet Perfektion mehr als es hier dient.

Es ist für die Beteiligten hilfreich, Ideen etwa in einer Mind Map zu sammeln, zu strukturieren und zu visualisieren.[2] Gerade wenn sie sich flexibel im Verlauf der Diskussion umordnen lässt. In der Diskussion zeigt sich, die Energie der verschiedenen Ideen. Die Zweige der Landkarte der Ideen sollte sich auf 3-4 Ebenen beschränken. Sonst besteht die Gefahr, dass die Thematik zu eng angegangen wird und dass zu wenig Raum für andere Ansätze bleibt. Führt ein Zweig zu alten Strukturen zurück, soll er zügig verlassen werden und an einem anderen Ast wieder neu angesetzt werden. Ressonante neue Ideen und Impulse werden verfolgt. Es geht um Spinnen und Spielen. In dieser kreativen Phase wird nichts verworfen. Ideenkiller sind Tabu. Es gibt nur Optionen. Dafür ist das A und O, dass die Moderation strikt allparteilich ist und bei jeder Kritik, jeder Beurteilung und Bewertung sofort interveniert.

Brainstorming Varianten

Um die Energie anzuheizen, können variierende Spielarten für die Moderation genutzt werden, wie

  • Analogietechnik (aus anderen Kontexten übertragen),
  • Negativbrainstorming oder Kopfstandtechnik,
  • Bildercollagen,
  • 6-3-5 Methode (6 Teilnehmer schreiben je 3 Ideen auf, die dann 5mal weitergegeben und weiter ausgearbeitet werden),
  • Ishikawa Diagramm/ Fishbone
  • Design Thinking Prozess, der spezifisch auf das Kundenbedürfnis abstellt

Moderation Phase 2: Widerstände wahrnehmen, Ideen bewerten

Nach Abschluss des Brainstormings kommt am besten eine kurze Pause. Dann geht es in die Bewertung. Dabei können Kriterien zur Bewertung angewendet, Ideen sortiert (auch aussortiert) und bepunktet werden. Entschieden und priorisiert wird in jedem Fall erst in dieser 2. Phase. Da jeder entlang seiner Landkarte seinem gewohnten Denken Vorrang gibt, kommt es darauf an, sich in der Phase der Bewertung mit seinen Widerständen zu beschäftigen. Nur so kann neues Denken entstehen. Z.B. bieten sich dazu

  • die Denkstühle von Walt Disney (Träumer, Realist, Kritiker) oder
  • die Denkhüte von De Bono

an. Entscheidend für die Qualität ist, dass die Gruppe aus nicht mehr als 7 Experten möglichst unterschiedlicher Couleur besteht. Es sind selten die Teilnehmer mit der größten Erfahrung in einem Thema, die dazu den innovativsten Output erzeugen. Gefragt ist daher in der Tat eine breite Mischung der Persönlichkeiten. V.a. braucht es Quer (um die Ecke) Denker und Avantgardisten. Die bunte Mischung an Teilnehmern quer über diverse Bereiche und Erfahrungen schafft die größte Anregung. Dominante Personen und Vielredner stören den Prozess. Hier ist die Moderation gefragt, für Balance zu sorgen und auch leisen Stimmen Raum zu geben. Gerade geübte kreative Menschen sind in der Lage, sich im Verlauf des Brainstormings zu beflügeln. So kann Brainstorming in sehr kurzer Zeit einem bunten Blumenstrauß an Ideen liefern.

 

Kreative Ressource im Brainstorming

Durch Quer (um die Ecke) denken und (humorvoller) provokanter Konfrontation erhält das Brainstorming die nötige Spannung und Würze. Um das Denken zu erweitern, erfrischen Unruhestifter, Abweichler, Querulanten bzw. Menschen, die anders denken als die Masse. Ohne out of the box Denker gäbe es keinen frischen Wind, keine bahnbrechenden Neuerungen, keine Veränderungen. Deshalb sind sie für alle Teams nötig.

Hinderlich sind nur „Pseudo Querdenker“. Diese folgen einem immer gleichen rhetorischen Muster ohne jede Verantwortung für das Ergebnis. Es wird ein Satz aufgegriffen, als schwarz oder weiß simplifiziert, ab- oder aufgewertet und dann die eigene pauschale These zum Besten gegeben. Dabei kommen hohle Parolen, aber keine neuen Lösungen heraus. Out of the Box Denken hinterfragt ja gerade das Gewohnte und löst sich bewusst davon. Es stellt neue Bezüge her, nimmt neue Perspektiven ein. Out of the Box Denker heben sich von der Masse ab und schwimmen im Denken und Herangehen an Dinge oft gegen den Strom – jedoch nicht um seiner selbst willen. Ein ist kein notorisches Suchen von Gegenbeispielen und Kritisieren. Es nutzt die Out of the Box Perspektive vielmehr als Mittel zum Zweck, um bessere Ergebnisse zu erreichen.

Wer etwas Anderes will, muss etwas Anderes denken und tun. Das fordert anderes Denken im 1. Schritt und anderes Verhalten im 2. Von vertrauten Wegen abweichen, die gewohnte Komfortzone zu verlassen, das tut der Mensch von Natur aus nicht gerne. Wer möchte schon, dass an seinem Weltbild gerüttelt wird? Doch genau das tut uns in der Entwicklung und Konfliktlösung ab und an ganz gut.

 

Links

[1] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Alex_F._Osborn; zuletzt besucht am 2.1.2023.

[2] Vgl. Harvard Business Manager 08/2010: „Querdenken mit System“ von  Kevin Coyne.

[3] Vgl. Currey, Mason (2014): Musenküssen: Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche – Die täglichen Rituale berühmter Künstler.

Es gilt, nicht der Gefahr des Ja-Aber-Spiels und damit dem Austausch von Argumenten zu verfallen, wenn man die Bedürfnisse auf den Tisch bringen will. Sondern selbst geklärt, die eignen Bedürfnisse einen Moment hinten anzustellen und die Bedürfnisse des andern empathisch in den Blick zu nehmen. Um sich aufrichtig mitteilen zu können, ist zunächst Empathie für die Bitte zu geben. So dass der Bittende die Sicherheit bekommt, gesehen und gehört zu werden. Zu zeigen, dass man die Bitte gehört hat und welche empathische Vermutung zum Wozu – als Frage oder Konjunktiv formuliert – man dazu hat.

 

7. Niemand kann Empathie geben, bevor er nicht selbst Empathie bekommen hat

Eine konkrete Bitte ist eine Strategie, die zunächst die Bedürfnisse des Fragenden in den Blick nimmt. In der GFK ist die Bitte nur verstehbar, wenn sie in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Gefühlen und Bedürfnissen geäußert wird. Wer eine Bitte äußert will etwas ändern. Die Gewaltfreie Kommunikation kennt unterschiedliche Arten von Bitten auf Ebene der Strategie. Ihr Fokus liegt dabei darauf, in Verbundenheit miteinander zu sein.

  • Handlungsbitten: sind Bitten um eine bestimmte Handlung oder um ein inhaltliches Feedback (oft um zu schnellen Lösungen zu kommen)

  • Beziehungsbitten: sind Bitten um eine einfühlsame Reaktion, um eine Mitteilung, was beim anderen angekommen ist oder wie es ihm damit geht, was er dabei empfindet. Es geht dabei als darum, dem Fühlen Raum zu geben.

Es git zunächst, das Bedürfnis des Bittenden hinter seiner Bitte genauer zu ergründen. Emphatische Vermutungen dürfen dabei nicht auf Gedanken abstellen, sondern das Fühlen adressieren. Schnell werden im Eifer des Gefechtes Gefühle mit Gedanken oder gar Vorwürfen verwechselt. Das aber zerstört jeden Kooperationswillen. Selbst wenn eine Handlungsbitte geäußert wurde, kann es sein, dass der Anfrager das Nein nicht in der Sache, sondern (1.) auf der persönlichen Ebene hört, als Absage an die Beziehung. Und dass er (2.) so in seine Bedürfnisse verstrickt ist, dass er kein Ohr für die Antwort hat und ein Nein (noch) nicht empathisch hören kann. Dann war die Fähigkeit offen mit einer Antwort umgehen zu können, nicht gegeben.

Eine echte Bitte im Dialog muss mit einer offenen Entscheidung – ja oder nein – umgehen können, sonst ist es keine. Dann braucht der Antwortende nicht mit einem Nein und seinen Bedürfnissen anfangen. Vielmehr gilt es nun erst einmal, um die Beziehung zu halten, die eigenen Bedürfnisse einen Moment zu parken und die Bedürfnisse hinter der Bitte in den Blick zu nehmen. Der Bittende braucht so lange Einfühlung, bis er sich entspannt hat. Die Zeit zum Nachspürenlassen, ob es im Hier und Jetzt gut ist, Zuhören, Raum halten. Wenn der Bittende in seinen Konflikt nicht so reflektiert ist, sich selbst Einfühlung zu geben, braucht er die Empathie des Zuhörers.  Sich auf der Ebene seiner Bedürfnisse gehört zu fühlen, lässt spüren, dass ich dem anderen wichtig bin. Menschen sind oft erst in der Lage, empathisch auf die Bedürfnisse anderer zu reagieren, wenn sie selbst Empathie bekommen haben.

 

8. Empathisch Zuhören bevor man sich aufrichtig mitteilen kann

Marshall B. Rosenberg erkannte: „Empathisch mit dem Nein des anderen zu sein, schützt uns davor, es persönlich zu nehmen.“ 

In der GFK gibt es keine Abkürzung als sich in die Bedürfnisse beider Seiten einzufühlen. Das ist das, was in Menschen lebendig ist. Ein Ansatz Nein zu sagen und gleichzeitig in der Verbundenheit zu bleiben, ist daher, nicht nur das eigene Nein gut zu erklären, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, eine andere Strategie im Hier und Jetzt mit dem Anfrager zu entwickeln. Solange gemeinsam einen Weg zu erkunden, wie die dahinterliegende Bedürfnis beider Seiten erfüllt werden können. Immer wieder offen nachfragen, was der andere verstanden hat, wie es ihm damit geht und was er braucht. Hier sind mitunter mehrere Runden zu drehen, die gegenseitigen Bedürfnisse zu spiegeln und eine gemeinsame Synthese zu finden. Diese Aufarbeitung im offenen Dialog kann Zeit benötigen, die nicht immer da ist. Sie hat das potenzial die Verbundenheit trotz des initialen Neins zu stärken.

Auf Ebene der mit der Bitte vorgeschlagenen Strategie gibt es kein Commitment. Das muss aber nicht heißen, dass es keine andere gemeinsam getragene Lösung gibt. So gesehen bleibt es beim autonomen Nein zur anfänglichen Bitte, die nicht für beide Seiten stimmig ist. Aber der Dialog endet immer mit einem Ja zur Verbindung  durch achtsame Anerkennung der Bedürfnisse aller Seiten. Im dialogischen Austausch selbst liegt dann eine neue tiefe Beziehungerfahrung. Statt im Widerstand und In Negativität zum Nein bzw. zur Bitte zu sein, wird kein Leid erschaffen, sondern es entsteht eine höhere warme Herzensenergie, indem beide miteinander mit ihrer Lebendigkeit in Kontakt kommen.

 

9. Umgang mit Blockaden

Gehört zu werden im Anliegen schafft Öffnung auch für Anliegen des anderen. Selbst wenn ich diese Verbundenheit will, sich gegenseitig in seinen Bedürfnissen zu sehen und Lösungen zu finden, ist das nicht immer sofort möglich:

  • Ich bin selbst nicht in meiner Kraft und in der Lage mich auf den Klärungsprozess einzulassen. 

  • Man hat sich in ein Ja-Aber-Gefecht mit Urteilen, Drohung, Schuldvorwürfe und Urteile so- verfahren, dass im Moment nicht auf die Ebene der Bedürfnisse vorzudringen ist. Obwohl im Grunde jeder nur darum kämpft, mit seinen Bedürfnissen gesehen zu werden.
  • Die Beteiligten brauchen Zeit zum Nachspüren, bevor die gemeinsame Lösung sich entwickeln kann.

Bei solchen Blockaden hilft erst einmal der Ausstieg aus der Situation mit ehrlichem Bedauern und Dankbarkeit für die Ehrlichkeit. Für den Moment tritt jeder für sich ein und man lässt die Differenz stehen ohne sie persönlich zu nehmen. Ein Wiederanschließen ist dann leichter zu einem späteren Zeitpunkt aus Distanz zu den kraftraubenden Emotionen möglich. 

Die Aufrichtigkeit des Neins braucht Empathie für beide Seiten. Das gibt die Sicherheit, einander zu hören und anzuerkennen. Dahinter steck eine enorme Kraft der Verbundenheit: Die Bedürfnisse werden ins Leben geholt und schaffen lebendige Beziehungen. In dieser Haltung fließt jedes Einstehen für sich selbst letztlich sogar in eine Vertiefung der authentischen Verbindung zwischen Menschen.

So steht am Ende der Bitte das Danke.

    [1] Ein authentisches Anschauungsbeispiel ist die Milchtütenbitte von Iris und Jürgen. Im langsamen Dialog mit laufender Rückkopplung an die Bedürfnisse beider zeigen sie, wie es gelingt, die eigenen Bedürfnisse und die Reaktanz des anderen darauf anzusprechen und – in der Haltung, gegenseitig verbunden bleiben zu wollen und sich die Zeit zu nehmen- die Beziehung in der Akzeptanz der gegenseitigen lebendigen Bedürfnisse zu vertiefen. Die Kunst ist, keinen Vorwurf zu hören, sondern die Selbstkundgabe.

    [2] Axiom der GFK: Bedürfnisse sind universal gültig, insbesondere unabhängig von Person, Zeit und Ort, sonst sind es Strategien.


     

    Inspiration durch Impulse

    Die digitale Transformation vernetzt und verändert unsere Welt. Wissen wird schnell in z.T. höchster Qualität virtuell geteilt. Einfach nur ins Web gestellt. Es kann so laufend in immer neuen Kontexten neu verknüpft werden. Immer neue Inspiration regt die Reflexion, den Abgleich der eigenen Sinne und soziale Interaktion an. Wir leisten da bewusst einen Beitrag, wo es von der Oberflächlichkeit weg um Vertiefeng der Gedanken geht. Um Lösungen in die Umsetzung zu begleiten. Von Mensch zu Mensch, Face to face. Wir freuen uns, wenn es Sie erreicht.

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