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Gudacker, Martin (1. Aufl. 2022)

von Dez 3, 2022Buchtipps

Achtung Glaubenssatz: Wie Sie in Ihrem Coaching mit einer wirksamen Methode tiefgreifende Veränderungen erreichen. Edition Training aktuell, managerseminare.

 

Martin Gudacker hat über viele Jahre Erfahrungen gesammelt, Glaubenssatzarbeit effektiv im Coaching einzusetzen. Über die Zeit hat sich dabei eine Methode herauskristallisiert. Entlang dieser gelingt Gudacker in der Regel die Transformation eines Glaubenssatzes in nur 2-3 Stunden. Das Verfahren präsentiert er in dem Buch.

  • Mit Teil I wirft er einen Blick auf die Entstehung und Auswirkungen hemmender Glaubenssätze. Dabei leitet er die Besonderheit seiner Methodik her, die er in der effektiven Kombination der Arbeit mit bewussten und unbewussten Prozessen sieht.
  • In Teil II beschreibt er die fünf Schritte der von ihm entwickelten Coaching Methode.
  • Teil III verdeutlicht mit Beispielen aus dem Coaching das Vorgehen. Hinweise zur Unterscheidung von Therapie und Coaching und eine Reflexion zur Übertragung auf das Selbstcoaching runden die Betrachtung ab.

 

Undienlicher Glaubenssatz

Hinderliche Glaubenssätze sind verinnerlichte, unbewusst automatisierte Denk-, Fühl-, Verhaltensmuster. Sie wurden im Laufe des Lebens verabsolutiert und prägend. So sind sie wie Brillengläser, durch die der Mensch seine Wirklichkeit wahrnimmt – oft ohne die Brille vor Augen selbst wahrzunehmen. Um Glaubenssätzen und den durch sie erzeugten Blockaden überhaupt auf die Schliche zu kommen, ist es nötig, sich der Probleme und ihrer Erzeugungsmechanismen bewusst zu werden. Häufig stößt man darauf in Zeiten der Überforderung.

Für Glaubenssätze gibt es zahlreiche Synonyme wie Schemata in der Schematherapie, Skripte und innere Antreiber in der Transaktionsanalyse, Innere Saboteure in der Bindungstheorie, Grundüberzeugungen im NLP usw. Glaubenssätze blockieren den Menschen in seiner Freiheit und sind häufig situativ undienlich. Entweder wirken sie blockierend und bremsend oder antreibend-aktivistisch. Gerade verinnerlichte „Ich bin…“ Zuschreibungen limitieren den Selbstwert, die eigene Identität, massiv. Der Kernglaubenssatz „Ich bin nicht o.K. (wie ich bin)“ wirkt in der Transaktionsanalyse sogar als Erzeugungsmuster des Drama Dreiecks. In der Persönlichkeitsentwicklung ist es ganz allgemein zentral, seinen Prägungen und unbewussten Denkmustern auf die Schliche zu kommen, um die freie Entscheidung zu gewinnen.

Beziehungsstörungen hinter den Glaubenssätzen

Hilfreiche Glaubenssätze flankieren den Weg, seinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben. Jedoch tragen Menschen auch viele dysfunktionale Glaubenssätze mit sich herum, die nach der Bindungstheorie häufig mit verdrängten Gefühlen und Selbstwertverletzungen durch unsere primären Bezugspersonen zusammenhängen. Werden die Bedürfnisse des abhängigen Kindes nicht wahrgenommen, bekommt es nicht den verlässlichen Halt, sichere Beziehungen zu entwickeln, in denen es seine wahren Gefühle offen zeigt. Vielmehr entwickelt es Strategien, um Bedürfnisse erfüllt zu bekommen (z.B. Perfektionismus, Helfen, Überanpassung, Sucht- und Abhängigkeitsverhalten jeder Art, Rückzug, Trotz etc.). Dazu antreibende Glaubenssätze werden gerne als Familienregeln im System weitergegeben. Denn auch Eltern sind letztlich nur von ihren Eltern geprägt.

Was einst dienliches Coping für das Kind war (v.a. in den ca. ersten 7 Jahre bzw. der ersten 14 Jahre im Allg.) und sich unbewusst verankert hat, schafft durch die Verabsolutierung später im Leben mehr Kosten als Nutzen. In extremer Ausprägung führen undienliche Glaubenssätze und Selbstwertprobleme ggf. sogar zu typischen Persönlichkeitsstörungen. Denken, Fühlen und Verhalten und damit langfristig auch der Charakter entwickeln sich völlig unterschiedlich je nach Grundüberzeugung. So ist das Selbstbild eben lebensentscheidend: „Ich bin nichts wert“ vs. „Ich bin ein wertvoller Mensch“…

Methodik: Anleitung effektiver Glaubenssatz-Arbeit

Am Erkennen und Verändern alter Glaubenssätze und ihrer negativen Konsequenzen setzt die Glaubenssatzarbeit an. Sie ist an sich keine neue Erfindung von Gudacker, sondern in psychotherapeutischen Ansätzen, GFK, Hypnosystemik etc. – wo Glaubenssätze zu den Alltagshypnosen (Hypnose schaltet selbstkritisches, negatives Denken kurzzeitig aus) zählen – fest beheimatet. Gudackers Rezept baut auf dem kognitiven verhaltenstherapeutischen Modell auf, das er mit analogen Verfahren zum Antriggern der unbewussten Ebene kombiniert. Bei Betrachtung der Wirksamkeit zeigte ihm nämlich die Praxis, dass weder logisch-rationales Vorgehen noch die Arbeit mit dem Unbewussten alleine effektiv wirken.

  1. Undienlichen Glaubenssatz erkennen

Um behindernde Glaubenssätze und ihre begrenzenden Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster aufzulösen, sind sie erst einmal als Problem zu erkennen. Sie dürfen in ihrer originären Qualität gewürdigt werden, verändert, aber nicht abgetrennt werden. Glaubenssätze transportieren sich anderen gegenüber verbal und nonverbal. Sprachlich verraten sie sich z.B. durch Verallgemeinerungen (immer, alle,…), Blockierungen (will nicht, kann nicht, darf nicht,..), Zwang (muss, …), nicht hinterfragte Aussagen und Verhalten. Sich selbst gegenüber geben affektive starke unangenehme Gefühle, Hemmungen, Widerstände oder Zwickmühlen und Zwänge deutliche Hinweise. Oder wenn es schwerfällt, Wahrnehmung und Bewertung voneinander zu trennen. In den Download Ressourcen stellt der Autor zudem 1.700 Glaubenssätze als Beispiele zur Verfügung, um eigene Kernglaubenssätze aufzuspüren.

Für die Spurensuche können auch Persönlichkeitstest, Arbeit mit Innere Anteilen (welche inneren Anteile stützen das Muster, welche die Veränderung?), Reflexionsansätze wie The Work von Byron Katie (Ist es 100% wahr? Keine Konstruktion? Was, wenn ich den Gedanken denke? Was wäre ich ohne den Gedanken?) und andere Methoden dienlich sein.

  1. Erleben des unbewussten alten emotionalen Stresses

Ist das Problem umrissen, geht es sodann um die Formulierung des alten Glaubenssatzes, die den verbundenen inneren Konflikt emotional erlebbar macht. Im präsenten entspannten Zustand setzt Gudacker hier kinesiologische Testverfahren ein, um unbewusste innere Reaktionen erleben zu lassen und das zentrale Thema zu treffen. Die Muskeltests beruhen auf dem Effekt, dass im entspannten Zustand die Muskeln alle Kräfte zur Verfügung stellen und der Energiefluss durch den ganzen Körper geht. Unter Anspannung und Stress wird Energie abgezogen und die Muskeln werden sofort schwächer.  Gegebenenfalls zeigen sich auch darüber hinaus unwillkürliche Körperreaktionen wie Zittern, Änderung der Gesichtsfarbe etc. In dem der Betroffene bewusst in Kontakt mit einer verdrängten Schattenseite von sich kommt, öffnet sich ein Prozess.

  1. Nutzen und Preis des verankerten Glaubenssatz erkennen

50% des Coachings entfällt dann auf das Würdigen des Nutzens (utilisieren) und der Kosten des bisherigen Glaubenssatzes. Vielleicht entsteht eine Erinnerung, wann dieser Satz bewusst zum ersten Mal gehört wurde. Dann entsteht ein Zugang zur Würdigung, zu welchem Bedürfnis im Mangel er gehörte. Der Schmerz kann dann erstmals bedauert und betrauert werden. Vielleicht lässt sich spüren, wo dieser Satz im Körpergedächtnis sitzt (wo wird es eng, bedrückend, angespannt, kalt, schwer?). Die Folgen und Nachwirkungen bis heute können dann vergegenwärtigt werden.

  1. Umformulierte Affirmation

Dieser Schritt macht den Weg frei, den Satz aktiv umzuformulieren und einen dem Leben dienlicheren Glaubenssatz zu entwickeln, der Energie und Freude spendet. Hier lässt sich mit positiver Affirmation (Erlaubersatz), Metaphernarbeit und Visualisierung experimentieren. Denn das Unbewusste reagiert v.a. auf Bilder und Assoziationen. Die Formulierung sollte positiv, einfach, kurz und klar sein. In der inneren Erlaubnis liegt der Schlüssel zur Veränderung. Den neuen Glaubenssatz gilt es zu feiern und zu würdigen. Etwa auch durch liebevollen würdigenden Blickaustausch und Nachspüren. Das nährt die Seele unmittelbar. Attraktionsmuster zwischen Reiz und Reaktion werden durch die neue Bewusstheit bereits unterbrochen.

  1. Implementierung auf bewusster und unbewusster Ebene

Um Ablösung und Umsetzung der neuen Affirmation weiter zu unterstützen, gilt es, eine optimale Kooperation zwischen Bewusstem und Unbewusstem herzustellen. Dazu wird die Aufmerksamkeit vom Verstand weggelenkt und der neue Satz im Unbewussten mit „analogen“ Methoden vertieft. Für die Arbeit mit dem Unbewussten setzt Gudacker hier Hypnose- und Körperarbeit (energetische Arbeit), insb. Imagination, Tranceinduktion, Hypnotische Sprachmuster, Muskeltest, Klopftechnik, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing/ Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) ein. Für die eigentliche Transformation nutzt Gudacker Imaginationen, für die er in der Regel weniger als 20 Minuten benötigt.

Zugleich können Erinnerungsanker und Verstärker für das Bewusstsein installiert werden (z.B. lautes Aussprechen, Körperanker, z.B. Zehen bewegen zur Musterdurchbrechung, absolut übertriebenes rhythmisieren negativer Glaubenssätze, Unterschiedsbildungen/ Skalierungen einführen, Mitwisser und Zeugen für den Wandel schaffen und erste Schritte konkret planen). Eine Aufklärung darüber, dass sich in den folgenden Tagen und Wochen sein Unbewusstes auf den neuen Glaubenssatz einstellen wird, kann hilfreich sein, um sich auf positive und negative Überraschungen einzustellen.

 

Unsere Empfehlung

Glaubenssatz ist zur Bearbeitung der persönlichen Stolpersteine unabdingbar. Jeder der die Kurzzeit-Transformation von Gudacker als spannende Bereicherung für die eigene Arbeit findet und sich genauer mit ihr auseinander setzten will, kommt an dem hintergrundreichen Buch nicht vorbei.

 

Achtung Glaubenssatz: Wie Sie in Ihrem Coaching mit einer wirksamen Methode tiefgreifende Veränderungen erreichen. Edition Training aktuell, managerseminare.


 

Buchtipp – für noch mehr Inspiration

Heute wird immer weniger gelesen. Sich immer weiter zu bilden, hält den Geist wach – da würde es helfen, etwa von Zeit zu Zeit ein Buch in die Hand zu nehmen. Zum kleinen Preis erhalten Leser die über oft lange Jahre entwickelten Gedanken der Autoren zu einem Thema. Das ist ein Geschenk! Bewusst leisten auch wir einen Beitrag, Wissen zu vernetzen. Und je freier der Kopf und je offener wir dem Autoren und dem Buch gegenüber sind, um so leichter fällt es, sich auf neues Denken einzulassen und es zu hinterfragen. So gedeihen weitere Gedanken und tieferes Verstehen, wenn sich der Blick weitet. Dazu braucht es auch, sich Ruhe und Muse beim Lesen zu nehmen.

Viel Spaß und Freude mit unserem Buchtipp. Lassen Sie sich bereichern. Die empfohlenen Bücher haben wir zum Reinschmökern direkt verknüpft. Und: Viele Bücher sind heute übrigens auch als Hörbücher verfügbar…  Abonnieren Sie unseren Newsletter. So erhalten Sie 4x im Jahr unsere aktuellen Beiträge auf einen Blick.