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Die Queen: Machtspiele und Insignien der Macht

von Mrz 15, 2016Impulsgeschichten

Woran denken Sie beim Wort Macht? An Verantwortung und Gestaltung wohl weniger? Eher an soziale Macht als an persönliche Macht? Und doch geht es auch bei sozialer Macht um Machen – mittelbar, durch den eigenen Einfluss auf andere. 

Symbole der Macht

Insignien, Statussymbole, Powerposen, Pokerface (kein Lächeln zeigen, nicht hinter die Fassade blicken lassen), Menschen auf Distanz halten: Ist es Ihnen fremd, solche Macht-Instrumente bewusst für sich einzusetzen? Meiden Sie Machtspiele, wo es geht? Entziehen können Sie sich trotzdem nicht. Und darum ist es besser, zu durchschauen, wie die Spiele mit der Macht gespielt werden. So lassen sich die eigenen Optionen zum Umgang damit erweitern. Und wer weiß, vielleicht helfen Sie auch zur Selbstermächtigung gegenüber dem eigenen Unterbewussten…?

1.5.1997: Tony Blair gewinnt die Wahl zum Premierminister. Am Folgetag steht der Antrittsbesuch bei der Queen im Buckingham Palast an. Im Spielfilm „The Queen“ aus 2006 mit Helen Mirren als Hauptdarstellerin – die dafür einen Oscar und andere wichtige Filmpreise erhielt – inszeniert die Queen das Treffen zum ritualisierten Machtspiel: Vor dem Antrittsbesuch wird Tony Blair als jüngster Premierminister aller Zeiten vom Buttler zur Seite genommen und über das strenge Protokoll aufgeklärt. Man berührt etwa die Queen genauso wenig, wie man ihr den Rücken zudreht. Die Tür wird geöffnet, Blair darf eintreten, die Queen erwartet ihn in einiger Distanz. Fast vergisst er den Kniefall vor ihrer Majestät. Der ist jedoch Voraussetzung, um den Auftrag zur Regierungsbildung entgegen zu nehmen. Seiner Unerfahrenheit setzt die Königin entgegen: „Sie sind mein zehnter Premierminister. Der erste war Churchill.“ Sie dreht ihm die kalte Schulter zu, lässt in folgen. 

Die unnahbare Queen, die 2022 kurz nach ihrem 70. Thronjubiläum mit 96 Jahren verstarb, beherrschte das Spiel mit der Macht wie kaum eine andere.

Machtspiele

Macht ist oft negativ assoziiert mit Machthunger, Machtmissbrauch, Gewalt. Ihr wird Ohnmacht oder Angst gegenüber gestellt. Der positive Aspekt von Verantworten und Gestalten kommt dabei kaum als erstes in den Sinn. Dabei stellt Macht (um etwas machen zu können) die Basis aktiven Tuns dar. Soziale Macht meint, Einfluss auf andere zu nehmen, um diese für eine Sache zu bewegen. Machtdynamiken sind Teil der Ordnung bzw. Unordnung von Systemen. Wer faktisch über Macht verfügt, kann Dinge in Bewegung setzen.

Zu Hierarchie wird ebenso kaum die erste Assoziation sein, dass sie funktionale Rollenbeziehungen und Ordnungen in Systemen definiert. Vielmehr ist sie oft damit belegt, ein Machtsystem über andere via Status zu definieren. Einfluss braucht eine Machtbasis, einen kollektiven Glauben an Macht und die Unterstützung vieler. Das bestehende Machtsystem trägt daher die Kultur. Soll dieses von innen geändert werden, geht das nicht, ohne die Mehrheiten und etablierte Spielregeln zu berücksichtigen. Wer Verantwortung in einem sozialen System übernehmen will, muss, um wirksam zu sein, die Spielregeln des Systems mit seinen Machtspielen „beherrschen“.

10 Tipps zur Queenstrategie

Vielen ist der Umgang mit der Macht nicht ganz geheuer. Wer jedoch gerne die positiven Seiten der Macht für sich stärken will, für den sind die 10 Tipps zur Queen-Strategie gedacht.* Mit diesen können Sie auf dem Weg von der Dame zur Königin – oder vom Buben zum König – den eigenen Einfluss stärken. Oder zumindest beobachten, was passiert, wenn Sie diese bewusst ignorieren:

  1. Rang vor Inhalt. Die Königin weiß, dass Protokoll und Etikette Hierarchien folgen. Ist die Rangordnung geklärt, kann zum Inhalt übergegangen werden. Aber erst dann.
  2. Immer an die Eins. Die Königin spricht mit dem König des anderen Volkes und nicht mit dem Konsul.
  3. Raum nehmen.  Der Königin gebührt Raum um sich herum in Form von Palästen, Landgütern und auch an der Festtafel. Sie nimmt sich ihren Raum.
  4. Machtsymbole nutzen. Die Königin trägt Krone und Zepter, besitzt Pferde und Schlösser.
  5. Visionen leben. Die Prinzessin hat schon früh ein Bild davon, wie sie das Land regiert und was sie verändern wird.
  6. Regieren und Repräsentieren. Die wichtigste Aufgabe einer Königin ist das Regieren und Repräsentieren – die fachliche Arbeit machen die Stäbe.
  7. Kontakte nutzen. Die Königin weiß um die Bedeutung der diplomatischen Beziehungen zu anderen Ländern und nutzt diese.
  8. Respekt zählt. Die Königin lebt für ihr Land und trifft Entscheidungen nur zum Wohl des Landes. Gerade mit denen, die nicht davon profitieren, geht sie mit Respekt um.
  9. Klare Anweisungen. Die Königin sagt klar und deutlich, was sie wann, wie, von wem will.
  10. Spiel in alle Richtungen. Die Königin hält den Blick in alle Richtungen offen und setzt ihre Macht nach Bedarf ein.

Symbole der Macht

Die Queenstrategien mit ihren Spielen und Symbolen der Macht bezwecken nicht, alte Hierarchien zu bewahren oder zu diesen zurück zu kehren – wo heute doch das Ende der alten Hierarchie orakelt wird. Sie taugen dazu, das eigene taktische Handeln in Machtsystemen zu reflektieren, eigene Glaubenssätze im Umgang mit Macht zu hinterfragen und an der eigenen Macht, um die für Sie wichtigen Dinge in Bewegung zu bringen? 

Doch warum nicht auf Augenhöhe…?

Hochrangige Persönlichkeiten und Titel schaffen Distanz, die es erschweren, Gemeinsamkeiten zu empfinden und menschliche Verbindung herzustellen. So erlauben sie sich über andere zu entscheiden. Wer aus diesen Systemen ausbrechen will, muss zuerst die ritualisierten Spiele in ihnen durchschauen und verändern. Wer sich von Machtspielen in Systemen von Über- und Unterordnung einschüchtern lässt, statt sich aktiv für ein Machtkonzept des geordneten Mit- und Füreinander einzusetzen, in dem nicht einzelne auf Kosten weniger profitieren, wird auf Dauer einen Preis dafür zahlen.  

Wenn ich die Menschlichkeit und Verletztheit hinter den Worten und Gesten des anderen nicht höre, verliere ich meine Verbindung. Für sozialen Wandel hin zum dialogischen Miteinander und Verbundenheit haben sich schon immer tiefgründige Persönlichkeiten aktiv eingesetzt, wie etwa auch Marshall Rosenberg, der eine Spielregel ganz anderer Art vorgeschlagen hat:

Frage nie, wie der andere sich fühlt –

bevor Du nicht Deine eigenen Gefühle gezeigt hast
und dabei deine Bedürfnissen und damit deine Menschlichkeit gefühlt hast…

Wer lernt, hinter den Worten, Gesten und Spielen anderer deren Bedürfnisse zu spüren und wer immer mehr festen Stand in sich selbst gewinnt, der gewinnt persönliche Macht und Ausstrahlung durch seine innere Stimmigkeit. Das ist die gesunde Basis, auf der das Vertrauen anderer wachsen und die soziale Macht gesund gedeihen kann – ganz ohne manipulativen Spiele. So braucht man sich am Ende doch nur um die eigene Haltung und Präsenz zu sorgen. Der schaut dabei hinter alle Masken und Spiele und sieht die Bedürfnisse und Menschlichkeit hinter den Worten und Gesten des anderen.

[*] In Anlehnung an Marion Knaths – Spiele mit der Macht.
Vgl. auch Schmitt, Tom | Esser, Michael (8. Aufl. 2014): Status Spiele. Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte.


 

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